sollte. Doch neben aller Sagenkunde, die jetzt neue, wichtigste
Bedeutung für uns gewinnt, erzählt uns auch die heutige Wirk-
lichkeit noch viel von einst. Neben der Rebe blüht uns noch man-
ches köstliche Gut aus den urmütterlicher Kulturgefilden, Das
frankistanische Weinland war zu allen Zeiten auch Hopfenpara-
dies gewesen, und die Wanderzwerge hatten, namentlich süd-
wärts erkennbar, auch seine Braukunst schon mitgenommen.
Das Münchner (Zwerg) Kindl, dem Perkeo artverwandt, lacht uns
noch heute aus seiner Zwergkutte an, der erst weit späteren
Mönchstracht. Es braut noch immer sein köstliches „Salvator-
bier‘ aus den Heilkellern der „saligen Frauen“. Freilich floß es
zu ihrer Zeit nicht in volksvergiftenden Strömen und als Erwerbs-
quelle für seine Erzeuger, sondern als hilfreich dargereichter
Heiltrunk kultischer‘ Ärztinnnen. Sie wußten ihm ohne Zweifel
auch jene Lichtessenz beizumischen, darin die radioaktive Heil-
kraft mächtig war. Jene drei, im Kessel der Ceridven destillierten
Wundertropfen der Ursage, die Totes lebendig machten. Die
Braupfanne gehört, meist mit Gold und Kleinodien gefüllt, zum
typischen Bestand aller Schatzsagen. Die Braukunst verrät ihre
urkultische Herkunft auch noch im „Bock‘“ (nach dem alten
Kulttier der Zwerge) als Name für Starkbier, wie im „Liebfrauen-
bier‘, die uns beide nun erst ihren eigentlichen Zusammenhang
verraten. Die späteren Klostersiedelungen des Christentums auf
den alten Kultstätten bewahrten manche ihrer Geheimnisse als
reiches Schatzerbe an innerem und äußerem Vermögen und er-
hielten es uns damit bis heute. Aber auch der trunkene Silen im
griechischen Bachuszuge — in Kindgestalt am richtigsten darge-
stellt — gehört zu den Zeugen der Urzeit und ihrer Nomaden-
künste.
Jenseits der Vogesen, wo die Überzahl der Zwergwanderer
später wohl noch lange in den dunklen Erdlöchern und den
Schlupfwinkeln der Locherie hausen mußten, bekam das Sal-
Wort den Beiklang von unsauber. Doch aus dem heutigen Schelt-
worte „sales Boches‘“ unserer gallischen Grenznachbarn duftet
nur südfranzösischer Höhlenschmutz, von dem die. sprichwört-
liche deutsche Reinlichkeit unbetroffen bleibt.-Als Perigord (Feen-
garten) der ältesten Vorzeit war auch die Locherie heiliger Müt-
‘na