noch eine „diamantene‘“ Waffe in sich selber trägt, die Siegnatur
der kristalinischen Selbstbereitung.
Das unbemerkte Kommen und Verschwinden der Inner-
irdischen war durch zahllose, nur ihnen bekannte und mögliche
Schlupfwinkel allerorts begünstigt. Den gewaltigsten Weltbau-
meistern aller Zeiten, die zyklopische Mauern zu fügen wußten,
war es wohl auch ein Leichtes gewesen, unerkennbare Eingänge
zwischen scheinbar unbeweglichen Fels- und Steinmassen zu ge-
winnen, durch Blöcke, die nur einem Hebeldruck ihrer kundigen
Hand gehorchten. Hinter manchem solcher hermetischen Ver-
schlüsse mögen noch heute reichste Schätze an jahrtausendlang
gesammelten edlen Metallen und Gesteinen ruhen, bis den Kom-
menden jener Hebeldruck sich wieder verraten konnte. Auch die
bekannte Märchentechnik des Schatzgrabens späterer Zeiten zeigt
noch Spuren der alten, innerweltlichen Regiekunst und ihrer For-
derungen an den Begünstigten. Sie bekundet zugleich auch das
Wesen des sittlichen Geistes, der sie durchwirkte. Beim Schatz-
eraben galt es zu schweigen, als Zeichen gebändigter Habgier und
zuversichtlichen Vertrauens zu den gütigen Spendern. Wer diese
Probe nicht bestand und Zeichen der begehrlichen Ungeduld bei
den prüfenden Mühen verriet, dem versank der Schatz wieder ins
scheinbar Bodenlose, woher er zuvor zaubermächtig aufgestiegen.
Noch lange wandelten, geisterhaft fremd, weiße Frauen durch
die Menschenlande, den Schlüssel, das Wahrzeichen des Verbor-
genen, in winkender Hand. Sie suchten den mutig-treuen Jüng-
ling, der sich bescheidener Prüfungen hätte fähig zeigen müssen,
um ein Anrecht an ihre Geheimschätze und Liebeshoheit nach
alter Kultsitte gewinnen zu können. Zuweilen fanden sie einen
ihrer Würdigen und damit in ihm die eigne, ihnen sonst versagte
Lebenserfüllung. Meist aber suchten sie vergeblich und wandten
sich klagend wieder ab von dem Feigling oder Dummkopf, der
ihnen keine „Erlösung“ bereiten konnte, die Erlösung aus dem
immer leerer werdenden Bereich ihrer priesterlichen Weltverbor-
genheiten. Die deutsche Sage weiß auch noch viel von ebenso
schönen, als tugendvollen Jungfrauen zu erzählen, die geheimnis-
voll in ländliche Menschenkreise späterer Zeiten traten und hier
eine Weile gleich treue, wie geschickte Dienste verrichteten. Sie
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