kreise leicht den Ariadnefaden durch die labyrinthischen Räume
ihrer Forschung. Er dient gleich sicher im Geistgrund biblischer
Chroniken, wie im Stoffgrund der Erde.
Die Sprache weist uns auch mannigfach auf das seelen-
hafte Erinnerungswesen und Urwissen der weiblichen Geistnatur.
Ariadne geht als rettendes und Weisung gebendes „Meistermäd-
chen“ durch die nordische Sage. Es kennt den Hauptschlüssel zu
den geheimnisvollen Räumen und Rätseln der Urzeit. Etwas von
diesem Schlüssel schloß auch allzeit in Großmütterhänden den
begierig lauschenden Enkeln reichste innere Lebensräume auf.
Es wird der Zukunft von nun an zum rechten Gebrauch gegeben,
die Wege öffnen lernen zu den Urquellen vollen Besinnens und
Erkennens: die enge Verknüpftheit von Real- und Idealsinn im
{raumhaften Vermögen der Rückschau in die Wirklichkeiten
versunkener Idealfernen. Sie reiften in jedem Kinde den Müttern
der Wiederkehr entgegen auf dem langen Zeitenwege der Zwi-
schenstufen. Gedächtnis der weiblichen Ariadnenatur lebt auch im
Wortsinn des romanischen „Fille‘, im deutschen „Tochter“, alt-
testamentarisch „Schnur“; überall die Dochtfadenbedeutung ver-
ratend, die hinabtaucht bis zum magischen Rätsel des Gottlicht-
grundes.
Mit der neuen Reifung des alten Hellsinns weiblicher Seher-
kräfte lösen sich uns uralte Sphinxfragen, die bisher voll tasten-
dem Widerstreit zwischen abstrakter Begrifflichkeit und Real-
erinnerung oft den Menschensinn bis zum mörderischen Haß der
Parteien verwirrten. Immer hatte sein giftigster Stachel im Reli-
gionshaß gewütet, dessen Spitze heute zerbricht. Das Speergeheim-
nis und seine Palingeste wirft nun volles Licht auf Geist und
Wahrheit mancher bisher unbegreiflicher Religionstatsachen, wie
die „Auferstehung des Fleisches“. Wir sehen im Palladium der
Pallas die gleiche Schutz- und Heilnatur walten, wie im Talisman
der Talisienwelten, wo der furchtbare, scheinbar Menschen fres-
sende Oger (Einäugler) den Weg zum Allerheiligsten bewachte.
Er führte den Prüfling der letzten Weihen durch die rauchlose
Flammenwelt der Feuertaufe, die „Waberlohe‘, das Fegefeuer
(fee-ige Feuer, Feenfeuer) seiner äußersten Bewährung in leib-
licher und geistiger Widerstandskraft. Nur dem sittlich Geläuterten
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