Formen und Förmlichkeiten künstlich genährter Rangunter-
schiede nach äußern Besitzordnungen. Auf römischem Boden ge-
wannen diese ihre eigentliche gesetzrechtliche Ausgestaltung. Die
geheimnisvollen Salamandren wichen der Zwergenklugheit des
„Tages“ und dem kalten Meergeist der Nero und Nereiden, voll
vom Machtrausch blinder Leidenschaften. Doch älteste lateinische
Schriftsteller wußten noch von unterirdischen Königsgräbern zu
erzählen, labyrinthischer Art und einem „Feenpalast‘“ zu verglei-
chen. Fünf Pyramiden von siebzig Fuß Umfang und hundertfünf-
zig Höhe sollten darin Raum gehabt haben. Ebenso weisen die
sog. Philistinischen Gräben auf die gewaltige Baukunst der vor-
römischen Urzeit hin. Der Name der alten Etrusker zeigt nach
dem urkultischen Sprachschlüssel seine Verwandtschaft mit dem
romanischen €tre == sein. Eternel ist noch heute das französische
Wort für das „Ewige“, jenes Ätherlicht, darin das göttliche Sein
und Wesen allem Dasein Ewigkeitsnatur verleiht.
Majesta Domina, die Königspriesterin der urmütterlichen Mi-
neralreiche, blieb in Gestalt der römischen Weisheitsgöttin „Mi-
nerva“ lebendige Zeiterinnerung. Das meist hohe Alter der Weis-
heitsträger machte die Anrede „son Altesse“ zum noch gebräuch-
lichen Hoheitstitel Frankreichs und verrät dessen urdeutschen
Sprachgrund. Aus „Lusitania‘, dem Lichtland der minischen Un-
terwelt — dem „letzten Land‘ der Erde, wo die Welt ihre Sal-
wand hatte (Salvend heißt noch heute die Gewebskante) und als
mit Brettern vernagelt galt — war jene Kleinschaar ausgezogen
unter dem Führergeiste Klinschor, der zur Spiegelung sittlichen
Verderbs in sinnlicher Zügellosigkeit für die romanischen Völker
später ward. Der Name deckt den Verrat magischer Lichtkünste,
die in der Hand des Frevlers zur dämonischen Schwarzkunst
wurden, der Welt zum Unheil. Denn sie riß die Weltmacht aus
den reinen Segenshänden der Liebesgewaltigen und lieferte sie
den Gewaltmächten der Selbstsucht aus im Kreise der Lebensbe-
gehrungen. Die tragische Gestalt des Amfortas, des unreinen Licht-
hüters der erloschenen Gralswelt, kam von jenseits der Pyrenäen
in die Sagenrunde des Montsalvat.
Mit ihrem Glanze hatte sich auch die Urlichtgestalt des lieb-
lichsten Keltengottes Belos bis zum teuflischen Zerrbild des Dia-
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