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Mag mich auch jedes Scheinglück hassen,
Spricht mein Bewußtseyn mich nur frey:
Dann wird , was auch mein Schicksal sey,
Mich meine Ruhe nie verlassen.
Wann Wolken schon die Sonn' umziehen
Wann gleich das Ungewitter droht
Die Sonne bleibt! die Schatten fliehen
Die Tugend glänzt im Morgenroth!
Der Edle fühlt ihr trößend Schimmern
Selbst in des Kerkers Nattergruft;
Sie zündet Blitze in der Luft
Die des Tyrannen Thron zertrümmern.
Die Tugend tröstet edle Herzen,
Sie würzt der armen Waisen Brod;
Sie stärkt in Krankheit und in Schmerzen /
Und fuhrt uns freudig durch den Tod!