Full text: Casselische Policey- und Commercien-Zeitung (1791, [2])

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SGemeinnuͤtzige Sachen. 
Anweisung, wie sich der Landmann, vor der jezt herrschenden Ruhr schuͤtzen, und al⸗ 
lenfalls, in Ermangelung eines ordentlichen Arztes, heilen kann. 
Da jezt im Lande in mehrern Districten die Ruhr herrschet, und der Laundmann bey dleser Krankheit, 
entweder durch eigenen Antrieb, oder dem schaͤdlichen Rath medicinischer Pfuscher bewogen, solche Mittel 
erwaͤhlet, wodurch er sich und die Seinigen in das Verderben stuͤrzet so finden wir fuͤr noͤthig, folgeude 
Vorschrift deswegen mitzutheilen. 
Fast immer ist die Veranlassung zu der Ruhr, in einer lang anhaltenden heissen Witterung zu su⸗ 
hen. Da der Corper alsdann mehr als gewoͤhnlich ausduͤnstet, so werden das Blut und die daraus abge⸗ 
schiedenen Feuchtigkeiten, besonders die Galle, verdickt, scharf und bekommen eine Neigung zur Faͤulmß. 
So lange die vermehrte Ausduͤnstung sich gleich bleibt, so lange ist, obgleich, mweil das Bluͤt immer mehr 
zufgeldset, und die Galle immer schaͤrfer wird, andere Kraukheiten, als z. B. Gallen⸗Fieber, daraus ente 
stehen koͤnnen, noch keine Ruhr zu befuͤrchten. Wenn aber die gedachte Ausduͤnstung auf eininal schleunig 
unterdruͤckt wird, und die erweiterten Schweißloͤcher verengert werden, so bleiben nicht allein mehrere 
scharfe und zum Theil fauligt gewordene Theile im Coͤrper zuruͤck, sondern guch dasjenige, was sonsten 
durch die Ausduͤnstung fortgegangen, wirft sich nach denen Gedaͤrmen; deren Drufen die scharfe Feuch⸗ 
igkeiten nun fast allein aus dem Blut absondern muͤssen, und also in Verbindumg der scharfen Galle, die 
Gedaͤrme widernatuͤrlich reizen: wodurch anhaltende Durchfaͤlle, und bey mehrerer Schaͤrfe und auf⸗ 
zeloͤßtem Blut, die Kuhr selbst entstehet.“ Um so haͤufiger nun die Ausduͤnstuug gewesen, und um so schleu⸗ 
niger und staͤrker die darauf folgende Erkaͤltung, um so heftiger wird die Kraukheit, weil die angehaͤuften 
scharfen und faul gewordenen Theile sich nach denen Gedaͤrmen wenden. Man siehet hieraus, daß, so wie 
zufaͤllige Verkaͤltungen bey einzelnen Personen die Ruhr erregen koͤnnen/ dieselbe also quch, durch einfallen⸗ 
de kalte Tage, oder —* kalte Naͤchte, nachdenreine starke Huze vorhergegangen; zu einer allgemein herr⸗ 
schenden Krankheit, besonders in der Erndtezeit bey dem Landmann, wegen seiner ausserordentlichen Arbeit 
und Erhitzung, werden koͤnne. Man begreiftaber auch aus dem angefuͤhrten sehr leicht wie uͤbel es ge⸗ 
handelt sey, wanun man die Ruhr alsofort zu stopfen bedacht ist, und wie man fich dadurch den gefaͤhrlich⸗ 
sten, entweder geschwind toͤdtenden oder langwierigen traurigen Krankheiten, welche kaum zu heben sind, 
ohnfehlbar aussetzet. F ———— 
Wuas nun erstlich die etwa einzuschlagenden Vorbauungsmittel anbetrift, so muͤssen, um sich bey 
den jetzigen Zeitlaͤuften vor dieser Krankheit so viel als moͤglich zu bewahren/ folgende Regeln genau 
beobachtet werden: — 
ASuche man alle Erhigung und darauf folgende schleunige Verkuͤhlung zu vermeiden. Der 
dandmann wird daher sehr wohl thun, wenn er fuͤr das Warmhalten, besonders des Unterleibs und der 
Fuͤße aͤusserst besorgt ist. Er suche befonders das Gehen mit bloßen Fuͤßen auf alle Art zu vermeiden: zus 
malen des Morgens und des Abends im feuchten Gras; und sollte Pidhes autz Nothwendigkeit oder Un⸗ 
achisamkeit geschehen seyn, so muß man sich, wenn man des Abends nach Hause kommt, die Fuͤße mit war⸗ 
men Tuͤchern reiben, wollene Struͤmpfe anthun und sich damit zu Bette legen Gleichfalls schlafe er nie⸗ 
mals auf dem Gras, und des Nachts unter freiem Himmel. Man huͤte sich ausserdem, nach einer starken 
Erhitzung, und indem man sich in einem stärken Shweiß befindet, vor aller andern geschwinden Ver⸗ 
— unvorsichtiges Trinken, Kleiderabwerfen, oder daß man sich mit riaß geschwitzten 
Kleidern aus einem heißen nach einem kuͤhlen Ort begiebt. Ein jeder wird sich zuverlaͤßig am besten vor 
diefer und andern Krankheiten verwahren koͤnnen, wenn er des Morgens in der Fruͤhe sich also auziehet, 
wie er es bey spaͤtem Horbst, oder gugehenden Winter, zu thun gewohnt ist. Wann der Tag aufaͤngt waͤr⸗ 
mer zu werden. so kann man zwar die warmen Kleider aͤllmaͤhlig ablegen, und sich etwas leichter anziehen, 
diese warmen Kleider aber auch bey angehender und zunehmender Abendkaͤlte wieder anlegen, und wann 
die Tage kalt und feucht sind, die warmen Kleider den ganzen Tag uͤber beybehalten. Man begreift daher 
wie besonders schaͤdlich die Gewohnheit des Landmanns isn, im bloßen Hemde vom Feide nach — 
gehen. 
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