.Steckbriefe.
1) Es ist von ber Koͤnigl. Churf. Justize Kanzley in Hannover, nachfolgeuder Steckbrief elngelaufen:
*Demnach vom Koͤnigl. Churfuͤrstl. Gerichtschulzenamte in Goͤttingen anhbero einberichtet
worden, wie daselbst vor kurzen ein Mensch, — welcher sich unter dem Namen Neuhoff
faͤlschlicherweise fuͤr einen reformirten Prediger aus Altenkirchen in der Grafschaft Sayn aus⸗
gegeben, daneben fich der Protection verschiedener hiesiger angesehener Maͤnner beruͤhmet,
auch unter dem Schein der Wahrheit vorgegeben, daß er bereits von hler aus dee Anwart⸗
schaft auf die dasige resormirte Predigerstelle erhalten, bis dahin aber die Hofmaisterstelle
bey einem gewissen junzen Grafen angenommen habe, welchen lezterne Umstaud er besonders
durch Vorzeigung emes vhne Zweifel falschen Brlefes glanbhaft zu machen gesucht, und dann
durch diese und andere, unter dem Dedmantel der Ehrlichkeit vorgebrachte Vorspiegelungen
und indem er eirizes Geld blicken lassen, sich des Zutrauens der Leute dergestalt zu versichern
gewußt, daß ihm Kaufleute, Hankwerker und selbst sein Hauswieth in kurzer Zeit auf nicht
unbetraͤchtliche Summen ohne Bedenlen creditiret, — sich einige Zeit aufgehalten, dann
aber, nachdem er endlich dech bey seinen Glaͤudigern einiges Mißtrauen erwecket, vor etli⸗
chen Wochen sich von dart heimlich und ohne zuvor mit seinen Creditoren, wegen ber bon
hnen ausgenommenen Waaren und erzaltenen andern Beduͤrfnisse, Richtigkelt zu beschaffen,
entfernt, und seinen Weg wahrscheinlich auf Bremen gerommen habe; dem gemeinen We⸗
sen aber gar sehr daran gelegen ist, baß dieser listige, und allem Auschein nach in seinem
schaͤndlichen, der menschlichen Gesellschaft sehr gefaͤhrlichen Gewerbe ziemlichermaßen geuͤbte
Betruͤger zur Haft gebracht und zur gedübrenden Strafe gezogen werde: So werden alle
auswaͤrtige Obrigkesten in subsidium juris & sub oblatione ad reciproea ersucht, saͤmtliche
ber diesigen Koͤnigl. Justiztanzley untergebene Beamte, Magistrate und Gerichte aber hie⸗
mit befehliget, auf diesen Menschen, welcher ohngefaͤhr zo Jahr alt, etwa s6 Calenbergsche
Fuß hoch, von gesetzter Statur, brett⸗ n Schultern, breiten aber esnnehmenden Angesichts
mit großen schwarzen ziemlich hervorliegenden Augen und schwarzen Augbrarnen, auch beson⸗
ders baran kenntuch ist, daß er mitten zwischen und etwa FZoll uͤber den Augenbraunen ei⸗
ne Narbe und etwa 5 Zoll uͤber dieser elne andere etwas klesnere Narbe hat, in einer sehr
auffallenden, aber eiunehmenden Ausrede sprieht, und jebes seiner Worte mit elnem bem⸗
selben angemessenen Blick begleitet, daun ferner sein Haupthaar, welches schwarzbraun vbon
Farbe, dis tief in den Hinterkopf abgeschnitten, woselbst es in Locken faͤllt, wie ein Geist⸗
icher traͤgt, oben auf dem Wirbel des Kopfs aber eine abgeschorne Stelle, eines zwey Gul⸗
denstuͤcks groß, an den Seiten wenig Haare und einen voͤllig schwarzen mit dem Ohrloch
zleich welt heruntergehenden Backenbart bat, und bey sehner heimllchen Entfernung von Goͤt⸗
ingen mit einem in das schwarzgruͤne fallerden merklich gestrelften Oberrocke, schwaͤrzer
Weste und Beinkleider von derge du Roi und Stiefeln mit nedergeschlagenen braunen Staͤl⸗
pen bekleidet gewesen ist, auch 2 ganze und z halbe Oberhemder, letztere neu und mit dop⸗
pelt gesaͤumten Bruststrichen von Vatist, dey sich gehabt hat, in ihren gesamten Gerichtsbe⸗
zirken auf das sorgfaͤltigste achten, im Betretungsfall denselben sofort arretiren zu lassen,
and davon schleunigste Nachricht anhero zu ertheilen und respective zu berichten. Geben
Hannover, den 8ten Maͤrz 1703. 77
Boͤnigl. Großbritannische, zur Churfuͤrstl. Braunschw. Luͤneb. Justitz⸗ Kanz
ley verordnete Director, Vice-Director und Raͤthe.
.... J. P. C. Salckke. Schroͤder.
—AD
Fugitivum habhaft zu werden: so ersuchen Wir alle Orts Obrigkeiten in subsidium juris &e sub
oblatione ad reciproca, anf selbigen genau zu invigiliren, im Betretungsfall zu arretiren
und Uns sofort gefaͤllige Nachricht zu erthellen. Cassel den 15ten Maͤrz 1798..
w 7 J. C. S. Buch, Kriminal⸗Richter.
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14. Stùuckt.