Full text: Die zoologische Station in Neapel

minder wichtige Aufgaben übernehmen und zur Lösung 
bringen können. Wenn nämlich unsere Kenntniß der Tief⸗ 
seefauna noch eine geringe und lückenhafte genannt werden 
muß, so sind uns auch die Lebensverhältnisse, die Erschei— 
nungsweisen und die Verbreitung der pelagischen, d. h. der 
in oder auf den Wassern des unendlichen Meeres schwimmen— 
den Geschöpfe noch sehr unklar. Da fahren wir heute über 
die erystallhelle, tiefblaue, nur leicht von einem Lüftchen 
gekräuselte Wasserfläche und können auch bei größter Auf— 
merksamkeit nichts Lebendes entdecken, und morgen muß an 
derselben Stelle unser Boot sich durch dichte Massen vieler 
Milliarden gallertiger durchsichtiger Thiere durchdrängen. 
Unendliche Züge solcher Wanderer lassen sich vom Wind 
und von Strömungen durch die Meere tragen oder auch 
sie reisen durch eigene willkürliche Bewegungen, um andere 
Gegenden ihrer grenzenlosen Wasserheimath kennen zu lernen. 
Aber nicht allein in wagerechter Richtung wandern sie, son⸗ 
dern sie wechseln auch, besondere hierfür bestimmte Apparate 
in Function setzend, zwischen den tiefen Schichten des Meeres 
und seiner Oberfläche und umgekehrt. Heute schwimmen sie 
oben am Sonnenlicht, ein Spiel der Wellen, und morgen 
bergen sie sich in großer Tiefe, nur den Boden vermeidend. 
Diese wechselnden Bedingungen hängen von Gesetzen 
ab, welche noch erforscht werden müssen und welche für das 
Mittelmeer und damit wohl für alle Meere durch die Arbeit 
eines solchen Dampfers klargelegt und festgestellt werden 
könnten. Ich brauche ferner wohl kaum auf die ungemein 
großen Vortheile hinzuweisen, welche allen die Station 
besuchenden Forschern und durch ihre Arbeit natürlich wieder 
der Wissenschaft aus der gewaltigen Vermehrung des Materials 
und aus der wirksamen Erweiterung des Gesichtskreises er—
	        
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