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der Strömungen u. s. w. darbietenden Meeresabschnittes zu
gewinnen. Es ist wohl allgemein bekannt, daß die großen
Weltmeere unserer Erde sehr bedentende Tiefen besitzen. Im
atlantischen Ocean hat man bisher 7100 Meter als größte
Tiefe gemessen. Aber auch im Mittelmeer sind solche
Senkungen von stattlicher Tiefe vorhanden. So hat man
z. B. zwischen Candia und Malta 3900 Meter gelothet.
Die Thierwelt nun scheint nach der Tiefe hin keine Grenzen
zu haben. Man hat von einem Meeresboden, welcher 5000
Meter unter der Oberfläche sich befindet, noch lebende Wesen
herauf geholt. Da wo ewige absolute Finsterniß und ein
Druck herrscht, welcher eine kupferne Röhre breit drückt und
dicke Glasröhren zu Staub zermalmt; wo stete Ruhe jegliche
Strömung und jede Bewegung, wo eine immer gleiche Tempe—
ratur jeden Wechsel in der Wärme ausschließt: leben ebensowohl
Geschöpfe wie in den seichten, von Licht und Wärme durch—
strahlten Gewässern der Küste. Ja, es leben in dieser
grausigen Tiefe ganz ähnliche Formen wie oben, nur sind
sie natürlich den eigenthümlichen Verhältnissen ihrer
Umgebung in ihrer ganzen Organisation angepaßt.
In Hinsicht dieser Tiefseefauna nun und ihrer Lebens—
bedingungen haben uns die letzten Jahre weitgehende Auf—
klärungen gegeben. Während man vor kurzer Zeit noch fast
gar nichts über die Verhältnisse der großen Meerestiefen
wußte, haben die Expeditionen einiger zu diesem Zweck gut
ausgerüsteter Schiffe mit erprobten Naturforschern an Bord
uns einen Einblick in dieselben verschafft und ein gewaltiges
Material an das Tageslicht befördert.
So werthvoll aber diese Untersuchungen auch geworden
sind und so nothwendig es ist, daß neue Expeditionen nach
dem bisherigen Muster ausgerüstet werden, um die verschie—