Full text: Die zoologische Station in Neapel

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unseres Jahrhunderts sich der physiologischen Forschung zu— 
wandten, nicht ausbleiben, daß sie zu einer eigenen Wissen— 
schaft wurde, welche sich unabhängig von dem praktischen 
Zweck und ohne Rücksicht auf den Nutzen für die Medicin 
weiter entwickelte. Stets aber, so groß auch ihre Fortschritte 
waren, und so sehr sich ihre Aufgaben erweiterten, blieb sie 
die Physiologie des Menschen und der höheren Thiere; und 
im Grunde sind auch die letzteren immer nur der Ersatz für 
die ersteren, an denen man nicht experimentiren konnte, ge— 
blieben. Nur schüchtern wurden hier und da Versuche 
gemacht, auch die körperlichen Functionen der niederen Thier— 
welt zu studiren. Sie blieben ganz vereinzelt und erweckten 
kein allgemeineres Interesse, da andere Aufgaben vorlagen 
und die Aufmerksamkeit der Forscher vollkommen in Anspruch 
nahmen. Nun aber ist es an der Zeit, die Physiologie 
auch zur Hülfswissenschaft der Zoologie zu machen. Als 
Wissenschaft hat ja die Physiologie der niederen Thierwelt 
genau dasselbe Interesse, wie die der Menschen, und anderer— 
seits ist die Erforschung der Lebensfunctionen der Thiere 
vollkommen eben so berechtigt, wie die der Anatomie der— 
selben und der Elemente, aus denen sie zusammengesetzt sind. 
Dies wird ja jetzt auch allgemein anerkannt und es ist in 
den letzten Jahren schon mehrfach das Streben bemerkbar 
gewesen, diese bisher so vernachlässigte Disciplin zu heben. 
Alle Versuche dazu müssen aber vereinzelt und unfruchtbar 
bleiben, so lange nicht ein großes Institut mit den nöthigen 
Einrichtungen und mit allen erforderlichen Apparaten aus— 
gestattet diese Forschungen systematisch betreibt. Solch ein 
Institut muß vor allen Dingen am Meer und zwar an 
einem südlichen, mit allen Thierformen reich versehenen Meer 
liegen, da es ganz wesentlich darauf ankommt an diesen
	        
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