Full text: Die zoologische Station in Neapel

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erwähnten Zwecke den Vorzug vor unseren nordischen Meeren 
zu bestreiten versuchen. Nie und nimmer könnte eine auch 
noch so vortrefflich ausgestattete Station an der Nord- oder 
Ostsee die Neapolitanische ersetzen. Man könnte ja meinen: 
„Warum sind alle diese Ausgaben und diese Bemühungen, 
um eine deutsche Anstalt in der fremden Stadt am Mittel— 
meer zu erhalten? Wir haben ja unsere eigenen Küsten. 
Nun! Kleinere Stationen zweiten Ranges würden in Kiel 
oder Helgoland auch recht nützlich sein, aber daran, daß diese 
selbst bei großartiger Dotirung die Anstalt in Neapel jemals 
ersetzen könnte, wird kein Fachmann denken. Der einzige 
Einwand, welchen ich gegen die Neapler Station habe machen 
— V0 
der, daß den jungen Forschern, welche nach eben vollendeter 
Universitätszeit zur Fortsetzung ihrer Studien nach Neapel 
kommen, die Sache zu leicht gemacht wird, indem auf ihre 
Wünsche das Tischlein sich deckt und sie nicht mehr, wie 
früher die Aelteren, im Erkämpfen und Erringen eine werth— 
bolle Schule durchmachen. Es ist ja etwas Richtiges in 
dieser Ansicht, und ich selber möchte jetzt die Erfahrungen, 
welche ich bei dem mühsamen und ach! so oft vergeblichen 
Jagen nach Material in fremden Landen unter den aller— 
schwierigsten Verhältnissen gesammelt habe, nicht mehr missen. 
Aber der Geist unserer Zeit geht auf möglichste Arbeits— 
theilung aus und je mehr dem Forscher das Aeußere, das 
Handwerksmäßige abgenommen wird, desto mehr Kraft und 
Zeit kann er auf die ihm allein zukommende geistige Arbeit 
verwenden. 
Wenn nun aber meine freundlichen Leser aus dieser 
Uebereinstimmung der Männer der Wissenschaft auch ihrer— 
seits die Ueberzeugung gewonnen haben, daß die Studien
	        
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