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und verlange zu irgend einem Zweck, der ihm selbst sehr
wichtig, den Berlinern aber ungeheuer phantastisch erschiene,
einen großen Platz im Lustgarten, zwischen dem königlichen
Schloß und dem Museum. Ein großes Gebäude solle dort
aufgeführt werden. Wird man dem JItaliener den Platz
gewähren? Ich möchte wohl die erstaunten, ja die ent—
rüsteten Gesichter der Berliner Magistratsherren bei einer
derartigen Bitte sehen! Aber war es damals in Neapel
anders? Es ist wohl erklärlich, daß man mißtrauisch war
und annahm, der junge Deutsche wolle irgend ein der
Speculation dienendes Gebäude aufführen und so die geliebte
Villa entheiligen. Was konnte man sich damals in Neapel
unter einer Stazione z00ologica denken? Daß Dohrn alle
diese Hindernisse überwand, daß er auch das so ungemein
starke Mißtrauen gegen den unbekaunten Fremden besiegte
und die neapolitanischen Behörden für seine Pläne gewanu,
ist eine ganz außerordentliche Leistung. Es macht ihm nicht
leicht ein Anderer nach. Aber, wie hat er auch kämpfen
müssen. Mit welchen Schwierigkeiten und Hindernissen, mit
welcher Noth und welcher Pein hat er es Jahre hindurch
zu thun gehabt! Jahre hindurch war der Erfolg alles
seines Mühens ein sehr zweifelhafter. Und wäre sein Unter—
nehmen gescheitert, dann wäre ihm nicht einmal als Trost
die Theilnahme der Fachgenossen zu Theil geworden. Nein!
Man hätte ihn noch dazu als Phantasten verspottet. Oft
genug trafen ihn und seine Schöpfung so schwere Schläge,
der Horizont umdüsterte sich derartig, daß ein Mann von
geringerer Thatkraft und gewöhnlichem Muthe sicher unter—
legen wäre und, an dem endlichen Erfolge des Unternehmens
verzweifelnd, es aufgegeben hätte. Es gehörte eben die
außergewöhnliche Energie dieses Mannes, sein praktischer,