Full text: Die Neugeburt des Abendlandes

Wiederkehr eines Gottesreiches ewiger Gerechtigkeit wurzelt 
unausrottbar lebensstark und seelentief im realen Urgrund der 
feenidischen Majestawelt und ihrer heilsgewaltigen Diesseitigkei- 
ten von ehemals. Der göttliche Liebesgeist des Urchrist war hier 
Tat und Vorbild höchsten Menschentums gewesen, lange ehe er 
auf Golgatha seine letzte, große Besiegelung fand zum Gedächtnis 
über die Zeiten seiner Erlöschung. Sie hatten im gewaltmächtigen 
Sinnenkreis der südlichen Mannweltkulturen, die Wirklichkeiten 
der urmütterlichen Seelenkulturen der Vorzeit zu einem schatten- 
haften Jenseitsgebilde der religiösen Gedenklehren verflüchtet. 
So wurde der chiliastische Weltgedanke zu: einem unwirklichen 
Völkertraum. Doch heute beginnt die Welt auf neuer Zeitenspur 
wieder aus dem Traumbann zu erwachen und die Lähmungs- 
fesseln der zwischenphasischen Jenseitsflucht abzustreifen. 
Der christliche Urgedanke, weit älter als das historische 
Christentum und seine Jenseitsideale ohne Diesseitskraft, wird 
es auch künftig überdauern, wenn es von nun an unter vielen 
Namen und Gestalten den Kreis seiner edelsten Selbsterfüllungen 
betritt. Was an sittlichen Erhebungskräften für die vereinzelt 
dazu Befähigten auch die Jenseitsträume bargen, gehört zum 
Seelenvermögen des Allmenschlichen, das in allen Kulturkreisen 
und Konfessionen immer seine Blüten trieb. In Zukunft wird es 
sich aus Passion und Bekenntnis zur Aktion und Erkenntnis er- 
heben. Denn es ist die schöpferische Urkraft der göttlichen Wel- 
tenliebe, wieder gelöst vom Kreuz des Widerstreites zwischen 
Sinnen und Seele, das die Werdephase des Römersüdens be- 
herrschte und seine romanische Völkernachfolge im Westen 
Europas. Der urdeutsche Deuterweg zu den Zielen der Erkenntnis 
tut sich zur Stunde dem Leben wieder auf. Er gipfelte einst im 
völkereinenden Allmenschentum der weltmütterlichen Regent- 
schaftskreise, jenem Friedefürstentum der Urzeit. das der Zukunft 
wiederkehren soll. | 
Geist und Wesen dieser Urmütter-Neunwelt war nach höchster 
Potenz verkörpert in Majesta. Sie war das Urbild der zahlreichen 
Abbilder im Kunstwerk aller Zeiten, das Isis mit Horus oder 
Maria mit dem Christkind zeigt. Der Sinn aller Gestalten und 
Formen des Urkultes gipfelte in Selbstdarstellung der weltgesetz- 
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