Full text: Die Neugeburt des Abendlandes

lich weit gebracht, bietet den sittlichen Lebensinstinkten keinen 
Wurzelgrund. Sie entkeimen ursprünglich nur dem Sinndenken 
des Herzens, aus seiner urschöpferischen Verknüpfung mit den 
Gottquellen der ewigen Regenerationsnatur. Nach ihren Forderun- 
zen wußten die urmütterlichen Feen das Leben. der keltischen 
Völkerkindheit zu gestalten. In der Kreisbahn des Weltwerdens 
steht alle Kindheit auf den höheren Linien der Gottnähe und ihrer 
schöpferischen Quellkräfte. Der Weg hinab zum tiefsten Kreis- 
punkt führt von hier aus wieder aufwärts, den Linien erneuter 
Gottnähe zu. So vollzieht sich nach kosmischem Urgesetz das 
‚Wiederwerden wie die Kinder“, wenn die Kraft des Aufstiegs 
nicht im Abstieg zerbrach. So gewinnen Menschen und Völker 
— „wer immer strebend sich bemüht“ — die Erlösung, in der 
wiederkehrenden Nähe des „Himmelreichs‘“ der inspiratorischen 
Geistquellen aus Liebe und Uridee. Das Herz aber ist das Organ. 
ihre Regenerationsfluten aufzunehmen und dem Leben zuzufüh- 
ren als wissender Wille zur schaffenden Tat. 
Die keltischen Kulturvölker, voran das deutsch-hermanische 
Urvolk Mitteleuropas, haben heute die entscheidende Schwelle des 
Aufstiegs zum neuen Kindwesen der Vollendungsnatur erreicht. 
Der in Sorgen erblindete Faust wird über die Todesgründe em- 
porgetragen zum neuen Licht- und Lebenskreis der allmütterlichen 
Gottnatur. Goethes großer, weitschauender Dichtergenius gab ihr 
die alte Traditionsgestalt, darin die Urkirche sie der Nachwelt 
zum Gedächtnis bewahrte. Heute wird sie uns wieder Lebensge- 
stalt, erkennbar auch in älterem Traditionskleide der Feen und 
unter vergessenen Zeichen und fremderen Namen. Das verkör- 
perte Auge des Herzens, der Geist im Fleische, dessen Liebesstrahl 
seelenschöpferisch das ganze Völkerrund der Erde umfaßte und 
durchdrang, war sie der Noachidenzeit gewesen. Im Jesunamen 
blieb uns das Mysterium des männlichen Aufstieges zu dieser 
schöpferischen Liebeshöhe, wo das Wesen der weiblichen Geist- 
natur urgeboren sich zeigt, religiöses Weltgedächtnis. Es umschloß 
zugleich auch die Verheißung einer Welterlösung aus dem Bann 
niederer Blutleidenschaften — der im Schoße der Zivilisations- 
christen bis heute noch seine gegenseitigen Zerfleischungen unter 
politischer Führung übt, — wenn dieses Mysterium für den Kul- 
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