Full text: Die Neugeburt des Abendlandes

mer) war, sinngleich dem deutschen Heimdall, der Brücken- 
wächter zwischen Fremde und keltischem Heimland gewesen, 
der schrift- und wortkundige Heimrufer durchs All. In seinen 
Heldengesängen blieben Geist und Geschicke hoher Ahnen auch 
dem fernen Enkel lebendig und die Macht seiner Lieder und kul- 
tischen Urworte entzündete die Herzen der Völker überall zum 
Einklang festlicher Begeisterung. — Die sagenhafte Blindheit des 
griechischen Homers weist darauf hin, daß Hellas als Pflanzstätte 
der bardischen Homerschulen, wie überhaupt als historische Völ- 
kergründung erst zu einer Zeit in Betracht kam, als die hohen 
Lichtmysterien der hermanischen Helpriesterschaften und ihre 
heilvollen Feenregentschaften im Erlöschen waren. Diese Tat- 
sache deutet sich auch in einem mythischen Zug der Hellenischen 
Ursage an. Auf einem von Hermes stammenden goldenen Widder 
fNohen die Kinder der Nephele (der Nebelküste) vor ihrer Stief- 
mutter (dem Geiste der Orientsiedelungen) über die Dardanellen. 
Doch nur der Knabe Phrixus erreichte das rettende Ufer, Hellen, 
die Schwester, ertrank und die Meerenge erhielt davon den Namen 
Hellespont. Mit dem Schlüssel der urkultischen Tatsachen er 
schlossen, spiegeln die Sagen der Vorzeit den: Geist ihrer begreif 
lichsten und darin sich selbst bezeugenden Wirklichkeiten. 
Die Urkulturen der europäischen Kindheitsepoche hatten mit 
dem Griechentum der historischen Jahrtausende die Schwelle 
ihres Zerfalls erreicht. Von da ab trat das zweite europäische Zeit- 
alter der sinnlichen Jugendreife, die Weltphase der Erzväter, in 
den Vordergrund der Völkergeschicke, mit seinem Hauptgepräge 
entfesselter Leidenschaften und verstandesmäßiger Lebensent- 
wicklung. Der’ paradiesische Gottkreis der urmütterlichen Feen, 
aus den innerirdischen Gesteinshallen ihrer Geheimwelten, war 
abgeschlossen. Die blaue Blume, die zuweilen der Glückliche ge- 
funden, das Wundergebilde aus den magischen Lichtspielen 
‚Weißlicht und Blaufeuer) ihrer Hochkraftkünste, verblühte in 
den verborgenen Waldgründen der nur noch spärlichen, urkul- 
tischen Stammsitze. Die entfesselte Hölle politischer Völkerfüh- 
rung, unter bevorrechtenden und benachteiligenden persönlichen 
Erbgesetzen und . Besitzrechten der patriarchalischen Weltord- 
nungen, begann ihre volle Ausbreitung vom Süden zum Norden.
	        
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