gebracht und drangen damit, unter grausamen Opferritualen, ver-
nichtend bis in alte Siedlungen ausgewanderter Kindstämme der
einstigen Vereisungswelten vor. Sie führten religiös gefärbte Ver-
nichtungskämpfe um gute Futterplätze, ähnlich dem sittlich dra-
pierten, politischen Erdrosselungswahnwitz im heutigen Völker-
streit. Am schlimmsten bedroht war damals, wie heute, das Ge-
deihen der Jugendgeschlechter. Namentlich waren es die Erben
der sittlich noch unverdorbenen Nordstämme in ihrer seelenhaf-
ten Höherartung, die vergeblich dem Übermaß der Verwilderun-
gen standzuhalten versuchten, oder voll Überdruß und Helfer-
willen sich gern dem Opfertode weihen ließen.
Ihnen erwuchs der Retter aus dem Kreise der‘ Archiden in
Gestalt Ramas, des großen Helden der indischen Veden. Es kenn-
zeichnet ihn als hermanisch Eingeweihten und damit über die
rettenden Machtmittel (gleich dem griechischen Herakles) ver-
fügend, daß eine schwesterliche Frau, Sihda, ihm zur Seite stand
bei seinem Werk, die spätere Mutter seiner heldischen Söhne.
Denn das Wissen um die polaren Ausgleichsgewalten der Lebens-
kräfte räumte vor allem den übergeschlechtlichen Bündnisformen
zwischen Mann und Weib weitesten Spielraum ein. Sie gehörten
zu den Idealforderungen der höchsten Priestergrade und bildeten
als Jahre himmlischer Brautschaft den Urquell machtvoller See-
lenspannungen, voll übersinnlicher Ferngewalten und zartester
Liebeswonnen. Die ungebrochene Macht dieser gottreinen Liebes-
polarität — als Zwillingsgeschwisterschaft im keltischen Sagen-
kreis noch gekennzeichnet — befähigte die großen Eingeweihten
zu den weltschöpferischen, über-zeugenden Taten höchster Geist-
inspirationen und todüberwindender Körpermacht. Denn sie ver-
band in gewaltiger Fernspannung die Liebenden den ewigen
Quellgründen der weltenschaffenden Allnatur, deren Wesen den
Lebenskeim aller Menschennatur bildet und als selbstsuchtlose
Idee und Liebe das Siegel unserer schöpferischen Menschlich-
keit ist.
Ramas Retterweg ging vom europäischen Westen aus. Als
älterer Bruder und Vorgänger des späteren Krishna heißt er in
den Veden Balorama. Bal O’Rama, der „Lichtsohn Rama“, aus
dem altirischen Bal- oder Baldurlande, gab den Namensklang für
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