Full text: Die Neugeburt des Abendlandes

genheit bot zum Beutegewinn nach barbarischer Räubermethode. 
Deutschland dagegen blieb auf seinem OÖpferweg davor bewahrt, 
gleichen Kulturfrevel zu begehen. Dieses unauslöschliche Schand- 
mal vor dem künftigen Richtspruch der Weltgeschichte wäre ihm 
kaum erspart geblieben, wenn es den Sieg nach alter Macht- 
methode sich vom Schicksal ertrotzt hätte. Es war ihm nicht 
bestimmt, sich wie die Andern heute zu Tod zu siegen, sondern 
sich in Selbstüberwindung zum neuen Leben aufzurichten. 
Das deutsche Volkswesen — nicht zu verwechseln mit der 
Volksmasse im unreifen Teil aller Volksschichten — hat sich da- 
mit reif erwiesen zur vorbestimmten sittlichen Weltleistung im 
Völkerkreise. In deutscher Weltnot soll Haß- ‚und Gewaltge- 
schichte aus römischem Rechts- und Zeiterbe zu Ende gehen, da- 
mit wahre -Kulturgeschichte endlich ihren Anfang nehmen kann 
in kommenden Tagen. Noch fehlt auch uns viel zum entschei- 
denden Anteil an diesem Vollbringen. Doch der ewige Deutsche, 
dem die Jungkraft der heutigen Zeitverjüngung unauslöschlich 
in Not und Tod innewohnt, ging durch die Sagenlande aller Zei- 
ten auch immer als das ewige Kind. Er wird hinzulernen, was 
ihm heute noch fehlt, denn auf die großen Meisterhöhen führt 
nur der Mut zu immer neuer Anfängerschaft. 
XXXVII. 
„Wieder werden wie die Kinder“, das heißt urstrahlmächtig 
in reiner Intuitionskraft denkender Liebe und Idee, war seit lan- 
gem als Tor zum neuen Himmel erlöster Weltzeit gewiesen. Doch 
über Weg und Steg zu diesem Tor lag altes Zeitendunkel voll 
Lebensschutt gebreitet. Nun erst kam die Stunde seiner Lichtung 
im wiedergefundenen und entschleierten Urgeheimnis der kelt- 
hermanischen Feeniden. Das gelöste Rätsel des Trismagistan ent- 
hüllte uns den Zauber der „guten, alten Zeit‘ bis zum Noah- 
grund, wo er nicht leerer Schein gewesen, sondern bunter, licht- 
voller Lebensreichtum der Völkerkindheitstage aus erloschenen 
Seelentiefen, denen heute wieder neue Zünde kommt. Jene Zünde 
der Allkraft, die Steine schmelzen und Gold wachsen läßt, von der 
noch die mancherlei Gewittersteine der Sagenwelt uns erzählen. in
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.