Full text: Die Neugeburt des Abendlandes

werk der Urzeiten die volle Diesseitigkeit seiner gewaltigen Aus- 
gestaltungen aus jenseitigen Erkennungstiefen gewonnen hatte. 
Ohne diesen Urgrund wäre unsere heutige Kulturwelt ein wur- 
zelloser Mechanismus, wie er aus dem Weltbild des Spenglerschen 
Buches vom „Untergang des Abendlandes‘“ noch erscheinen kann, 
da ihm diese Tiefe des Blicks bis zu den organischen Wurzel- 
gründen alles Weltgeschehens unerschlossen geblieben. Auch 
Spengler „hat nur die Teile in der Hand, fehlt leider das verbin- 
dende Band‘ — der Ariadnefaden aus dem lebendigen Ideen- 
grund der weiblichen Geistesart, erfüllt vom urwissenden Wesen 
allorganischer Zusammenhänge ihrer schöpferischen Liebesnatur. 
In Feenhänden lag dieser Faden seit Anbeginn. Sie lebten und 
wirkten mit ihren heldischen Vorzeitsöhnen im großen Weltge- 
fühl und Lebensgedanken eines allumfassenden Kosmotheismus, 
darin die Vielheit der damaligen Weltvölker zur menschheitlichen 
Einheit unter ihrer Hut sich verschmolz. Die Erziehung des Men- 
schen zur überpersönlichen Verantwortlichkeit für die Gemein- 
schaft war das natürliche, im weiblichen Liebeswesen begründete 
Zuchtprinzip der noachidischen Feenwelten. Archäologische Aus- 
grabungen fördern zunehmende Beweise einstiger Hochkulturen 
zu Tage, deren Kunststufe auf eine Geniezucht ohne Gleichen 
schließen läßt und in den Fundstellen ein Alter bis zu 9000 
Jahren verraten. Die sittlichen Grundzüge dieser urmütterlichen 
Menschenbildung lagen allen frühen Religionskulten zu Grunde, 
unauslöschlich selbst im späteren Entartungsdunkel der Südkul- 
turen, daraus das Christentum sie läuternd und seinem Zeitgrund 
angemessen wiedergewonnen, wenn auch machtlos geworden im 
Zerfallschaos unserer Zivilisationschristen. 
Aus den Weltnachttiefen dieser weltmütterlichen Feenfrühzeit, 
voll vom Rätselgeheimnis der geheimwissenschaftlichen Urlicht- 
wunder, war das seelentiefe Dichterwort des Novalis vor hundert 
Jahren zum ersten Frührot nahender Wiederkunft emporgestie- 
ven. In seinen „Marienliedern‘“ wie den „Hymnen’an die Nacht“ 
lebt in hoher Reinheit ein dichterisches Sehertum, dessen hochge- 
spannte Saiten den Urklang aus jenen Fernen faßten. Er um- 
rauscht allzeit das Leben im Gottesodem der leitenden Ätherwel- 
len, doch wo diese Resonanz der Saiten fehlt, vernimmt die un-
	        
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