Full text: Die Neugeburt des Abendlandes

Denkmitteln gehörte. Das Urgesetz des Weltenwerdens war ihnen 
geläufig und das Antlitz der lebendigen Allgottheit enthüllte sich 
ihrem fernschauenden Tiefenblick. Nach diesem Gesetz erbauten 
sie die weisen Ordnungen ihrer Schul- und Regentschaftskreise, 
darin die kindheitliche Menschennatur geborgen, ihre reichste 
Entfaltung fand. Dem weiblichen Geistwesen, wurzelnd im gott- 
haften Urtrieb lebendiger‘ Lebens- und Seelenschöpfung und er- 
füllt vom urmütterlichen Willensgrund der Obhut und Fürsorge 
Für alles Geschöpfliche, gehört alles Kindheitliche, während die 
Geistnatur des Mannes, vorwiegend sachenschöpferisch, die zweite 
Werdestufe der materiellen Leidenschaften beherrscht. Sie ist der 
weiblichen überlegen ‘in allen Dingen berechenbarer, mecha- 
nischer Konstruktion, indeß jene im Unberechenbaren der orga- 
nischen Entfaltungen, es oft durchdringend mit seherischer Wis- 
senskraft, den männlichen Geist überragt. Die Völkerzukunft 
braucht Erlesene beider Geschlechter, mit schärfster Ausprägung 
und Ausbildung ihrer geistigen Artnatur, um der großen, neuen 
Weltaufgabe nach noachidischem Vorbild gewachsen zu sein. Vor 
allem aber konnte kein theologisches Lehrprinzip männlicher 
Priesterschaften der Spätzeiten je die sittliche Zuchtkraft aus dem 
schöpferischen Liebesgrund der weiblichen Geistnatur ersetzen. 
Trotz Christentum geht die einseitige Mannweltkultur heute in 
voller, moralischer Auflösung unter. 
Erziehung zur wissenden Wahrheit, veredelnden Schönheit 
und gebenden Güte lag allen urkeltischen Lehr- und Lebenssyste- 
men zu Grund. Tierliebe durch Züchtung und Abrichtung aller 
möglichen Tiergattungen gehörte dazu. Sie lebt noch heute im 
Blute ihrer Edelerben und damit am schwächsten im romanischen 
Süden. Das königliche Schachspiel, wie alle anderen tiefsinnigen 
Kombinationspiele waren schon zur Urzeit die Erzeugnisse 
priesterlicher Musestunden, als Spiel- und Übungsformen ihres 
gesetzlichen Gestaltungswissens. Denn der Musetrieb des schaf- 
fenden Nordgeistes wirkt sich aus in der contemplativen Passi- 
vität weiblicher Empfängnisart, die erfüllt ist von der innern Ak- 
livität der ewigen Liebes- und Lebensschöpfung. Sie hat nichts 
gemein mit dem innern Phlegma südlicher Passivität, die äußerer 
Sinnenreize bedarf, um tätige Aktion zu werden. — Im deutschen
	        
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