Full text: Die Neugeburt des Abendlandes

XXI. 
Es barg auch das Geheimnis einer Transparentkunst durch 
geschliffene Kristallflächen unter Wasser, die Ein- und Ausblick 
im hermanischen Saalgrund gewährten. Auch die Glasbereitung 
beherrschte man.-hier schon frühe und stattete durch sie die Kult- 
räume oft mit transparenten Bildflächen: nach Art der späteren 
Kirchenfenster aus. Noch heute heißt der durchsichtige, feuer- 
feste Gypsspath „Marienglas‘“. Erfindungen von solcher Wichtig- 
keit waren ursprünglich immer aus den Werkstätten der Unter- 
welt hervorgegangen, wo das kosmische Urwissen der kühnsten 
Inspirationsnaturen hellsinnig forschte und waltete. Die unbe- 
grenzte physikalische Stoffbeherrschung ging Hand in Hand mit 
der chemischen. Sie kannte den Erdleib nicht nur seiner mate- 
riellen, sondern auch substanziellen und essenziellen Natur nach. 
entsprechend dem Menschenleib. 
Dieses dreifache Wesen der kosmischen Weltnatur in allen 
Lebenserscheinungen hatte im Lehrsystem seine stufenweise 
Durchbildung zum menschlichen Geistzweck besessen. Ausgestattet 
mit den so erworbenen Fähigkeiten zogen die Kinder der Majesta 
als Licht- und Kulturbringer in alle Lande. Die kleinen Meister 
ihrer Geschicklichkeiten brachten die Glasbereitung dem Süden, 
von. wo das Glas später als „königliche‘“ Seltenheit dem Norden 
wiederkehrte. Zahlreiche Webstühle verfertigten im Saalbereich 
die kostbaren Gewänder und Schleier der Bewohner, darin sie 
gold- und edelsteingeschmückt durch verborgene Märchenräume 
zum kultischen Dienste schritten. Denn die Erde gab den Werk- 
zeugen ihrer Baukunst alle ihre Schätze in unermeßlicher Fülle 
her, Doch aller Reichtum diente ihnen nur den „Sacral“ zu be- 
reiten, das Samengefäß für die göttlichen .Lebensfluten, die ihm 
erst das schimmernde Glanzlicht verliehen. Die persönlichen Le- 
bensbedürfnisse der Hochpriesterlichen waren nach anspruchs- 
losester Einfachheit, gesundheitsdienlich, geordnet. Der Reichtum 
war kein ‚Mittel zu schwelgerischem Lebensgenuß, wie dem 
Außenweltler. Sie verkörperten inmitten das edelste Mäßigkeits- 
ideal, das in der Armutsforderung - der Christuslehre den rö- 
mischen Sumpf maßloser Üppigkeiten überhallte. 
An der Schwelle zur geheimweltlichen Lehrstufe fanden in 
SE
	        
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