Full text: Die Neugeburt des Abendlandes

belos verdunkelt. Der früh erliegende nordische Baldur, wie der 
biblische Abel sind ihm urverwandt. Das ewige Lichtkind des 
mittwinterlich wieder steigenden Sonnenballs war im keltischen 
Bal oder Belos verkörpert gewesen. Die frohe, reine Lustnatur der 
Kindheit hatte in seinen kultischen Ball- und Reigenspielen gelebt, 
ehe sie im Baalsdienst des Ostens und Südens später zu kultischen 
Orgien schwälender Lüste entartete. Über Griechenland kam der 
Diabelos dem Westen wieder mit der Fratze der Verwüstung. 
Doch noch heute geht die Jugend zu winterlichen Balltänzen und 
das ewig wiederkehrende Weltenlicht hat seine süße Urgestalt im 
reinen. Christkindlein für alle Zeiten wiedergewonnen. 
Als der wonnige Spiel- und Lebensgott der Kleinen war Be- 
los auch die Hauptschutzgottheit der wandernden Zwergstämme 
gewesen. So begegnen wir seinen Spuren von Belgien bis Balten- 
land, wo die finnischen Völker sich als Wanderzwerge aus Feen- 
land nordischen Stämmen mischten. Das dortige Klima ließ sie 
kaum anders als in ihrer wärmsten Hülle, dem Ziegenfell, erschei- 
nen, mit den Bockshörnlein am Kopfstück. So wurden der weiße 
und der schwarze „Bog‘‘ zum Volksgott der östlichen Slaven und 
der Bocksfuß zum Requisit des hinkenden Teufelchens, mit der 
zerschnittenen Fersensehne. Das deutsche Wort Teufel heißt Tie- 
fenlicht und machte den gleichen Wandel wie Dia-Belos durch. 
Doch Wieland oder Weland, der hinkende Schmied, der sich die 
befreienden Flügel für die zerrissene Sehne schmiedete, verlor in 
deutsch-nordischer Sagengestalt niemals die Größe des tragischen 
Helden, wie der südlich-romanische Diabel. Er wußte sich der 
Schwanenjungfrau zu vermählen, darin wir unschwer den rei- 
nen Kultgeist der Silberlichtwelten wiedererkennen. Im Schwa- 
nengewande verbarg sich wohl auch ein Flugkraftgeheimnis der 
Hermwelten, dessen Energietechnik vermutlich auch den Nachen 
Lohengrins zum Scheldeufer führen konnte, für die Profanwelt 
vom Zauber des Unbegreiflichen umhüllt. Der Schwanfuß, später 
zum Gänsefuß trivialisiert, blieb im Traditionsgedächtnis ein 
Kennzeichen der Flug- und Wasserfahrzeug kundigen Saligen 
Frauen, fälschlich vom Treten des Spinnrades hergeleitet. Er ent- 
spricht zwecksinnig dem Fischschweif der Melusinen. In Wieland 
blieb uns die Urgestalt des deutschen Zwergmischlings aus der ur-
	        
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