Full text: Briefe einer Frau an Walther Rathenau

jamfeit liegt der Sinn aller Entwicklung und der Zweck ihres Erdenringens. 
Der taftende Wahn des halben Seelenwiffens oder die tötlide Verneinung 
der vollen Seelenblindheit Hatten feither unendliche Verwirrung durdy kennt 
niglpfen Ölauben und Aberglauben im Seelenhereich geftiftet, wozu vor allem 
aud) jeder fpiritiftifjche Unfug gehört. Alle Seelenwiffenfhaft war davon in 
Mißkfredit und Ablehnung durch gewiffenhaften Forfcherfinn gekommen, bis 
diefer felbft auf feinen eignen Wegen der Nealfenntnisg ihren Spuren forg- 
fam folgen lernte, 
Sie zeigten fi dort, wo, vom fomnambulen Schlaf begünftigt, die Seele zur 
höhern innern Vewegungsfreiheit fommen fonnte und fich hier daheim erwies 
wie auf einem zweiten, gehobenen Bewußtfeinsplane, deffen Licht nur erft 
in befhränftem Grade die ftofflihe Organwelt des Körpers durchdringt. Der 
Seift tritt hier in den Kreis einer erhöhten Wahrnehmung für zeitlidh und 
räumlid) entlegene Dinge ein, und zeigt fidh für Erfheinungen empfänglid, 
die wir fonft als überfinnlich zu bezeihnen pflegen. 
Wir müßffen ung nur endlid) daran gewöhnen, das Veberfinnlidhe nicht länger 
mehr alg im Widerfpruch mit dem NMatürlidhen anzufehen, fondern nur als 
der finnliden Wahrnehmung noch verfhloffen, der geiftigen aber durdy die 
Seele offen. Unferer Natur ent{prechend ift beides, denn fie ift ftofflich und 
geiftig zugleich, endlich und ewig, materiell und fubftanziell. Das Materis 
elle aber ift nur ein anderer Schwunggrad der einen Weltkraft, die im Sub 
ftanzielen höhere und höchfte Bibrationsftufen befißt. Aus den ungeheuren 
Wirbelkräften diefer Wetherfhwingungsgewalten gehen die Erden hervor als 
Verdichtungsphänvmen, Mach gleichen Sefegen, nur ungleich dem Grade 
nach, wirfen die Seelengewalten in ung und durch ung welts und eben; 
geftaltend, 
Nicht eindringlidh genug kann diefe Tatfache heute verfündet werden, denn 
fie muß uns die Summe der Verantwortung begreiflih maden, die daraus 
für den wifjend SGemwordenen ermächft. Die Künftigen aber werden alle end: 
lich wiffend Gewordene fein und damit diefer Veranmortung gemäß handeln 
lernen. 
Auf den Schwungbahnen der Welt und Erdfräfte bewegen fidh die Creigniffe 
des Lebens, von wefenhaften Intelligenzen entfeffelt und durchdrungen, von 
denen uns nichts weiter trennt, als unfer finnlidheg Unvermögen fie in ihren
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.