müfen, um der Seele auf den neuen Höhen ihrer Wahrheit und Wirklichkeit
zu dienen.
Die Fünftige religibfe Erziehung wird eine Synthefe aller zweddienlichen
Vehrmeinungen der Vergangenheit fein über die Seele und ihre ewigen Welt
zwede, wie irdifdjen Lebenszwede, fo wie fie von je {don der Einheitsfern
aller Religionen gewefen. Auch die Sefjchichte ihrer feitherigen Entwiclung
auf dem Wege der Konfeffionen wird zum wichtigften Beftande religisfer
Unterweifung in Zufunft gehören dürfen, befreit von einfeitigem NRechtgläuz
bigfeitswahn.
Denn über allem wird ftehen die Tat der freiften und ftärfften Seelenentfal-
tung aller Lebendigen, auf neuen, fihern Wegen, zum großen ECinheitsziel der
individuell und fozial lebendigen Liebe,
Neben Kunft und Ethik wird die Wiffenfchaft von nun an der religisfen
Seelenlehre zum unerfchütterlichen Stüßpunft werden. Diefer Tatfache geht
der religisfe Wandel und die wiffenfhaftliche Vollendung unferer Zeit ent
gegen. Schon heute überfhritt die Wiffenfchaft auf dem Wege des Crperiz
mentes und der fachlidjen Forfhung die Schwelle, die über ihre urfprünglic
materialiftijdhe Tradition hinausführt und ihre Horizonte augdehnt vom
rein ftofflichen Gebiet in der Richtung des unbegrenzt Seiftigen, wo das See
lenerperiment fchon bemerkenswerte Horfchungsergebniffe zeitigte. Mag der
orthodoxe Materialift fie audy aus gleich engem Dogmengeifte heraus noch
zu leugnen verfuchen, wie fein Antipode der Ferikalen TIheologie die Ergeb-
niffe einer neuen realen Welterfenntnis zuweilen nod) zu entfräften verfucht.
Wir befinden ung doch im Bereich der Gefeße, die jeder Leugnung {potten und
im Sichte der Forfhung den Kommenden auch ihre leßten Schleier und damit
die Mätfel ihrer Herrfchaft über uns und das Steben [Sfen werden.
Heute fchon ward uns durd) ihre Teilerkenntnis eine ungeahnte und uner-
I Spflidhe Summe neuer Möglichkeiten des Seelenlebens gewiß. Neue Bor
tellungen und feither latente VBewußtfeinsfähigkeiten erwacten durch fie
in uns, worauf ja leßten Endes das Geheimnis aller Seiftentwiclung be
suht. Sie entffammen aber nicht mehr, wie einft, fühnen Sypothefen über
das Seelenleben aus fubjeftivem Crlebniswiffen, fondern fie ftüßen fich auf
objektiv erfannte Tatfächlichfeiten, in denen die einftigen Sypothefen zum
3rößten Zeil jet {hon ihre weitgehenden Deftätigungen finden,