Full text: Briefe einer Frau an Walther Rathenau

4 
Yebensordnungen bauten fi von da ab auf dem Recht des Stärferen und feiz 
nem Eigentumswillen auf; die materiellen Befigrechte ftanden im Vordergrund 
ber patriarchalifdhen Rechtsordnungen und werden in Zukunft von den neuen 
Seiftrechten des höheren Menfchentums Ergänzung und Erhebung erfahren. 
— Daß die Kindheit der Menfchheit eine gewaltige in fid) abgefAloffene Seiftz 
entwicklungsperivde, widerfpricht nicht dem natürlihen Werden der finnlichen 
Erfheinungswelt von primittiven Uranfängen aus. Wir müfen uns nur 
daran gewöhnen, diefe um SIahrhunderttaufende zurüczuverlegen und fie 
nicht im Umfreis unferes hiftorifhen oder wiffenfhHaftlichen Forchungsblids 
zu fuhen. Menfchheiten verfhiedenfter Art, den andern Tiergattungen ent- 
fpredend, haben vermutlich auch diefe Erde lange fon zuvor in ungeheueren 
Zeiträumen bevölfert, che dag Säugetier in ung feine men{hheitliche Krone 
gewonnen. .Zwifchen Affe und Menfeh ift unzweifelhaft eine Art von Better- 
fchaft, aber das verfnüpfende Band ift jenfeits aller wiffenfhaftliden Er- 
fenntnis zu fuchen im Bereich metaphyfifdher Urphänomene, die {hon vor Be 
ginn der erften Findheitliden Kulturepocdhe in Erfheinung getreten und wieder 
erlofchen waren, alg unfere Werdebahn begann. 
Die lebten, fagenhaften Erinnerungen der Urzeit verfhwimmen in der großen 
Flut, die einen ganzen Kontinent zerftörte und mit ihm die Paradiefeswelt 
der Findlichen Urraffe. Das Leben und unfere Kulturepoche des finnlichen 
Keifens feßte fi fort auf dem ung bekannten Wege von Oft nad Weft. Ss 
fnüpfte an das divinatorifdhe Wahrheitswiffen der verfunkenen Kindheitswelt 
an, wie eg in iüberlebenden Gruppen ihrer Urrafjfe bewahrt geblieben, Sie 
bildeten den Stamm der Idealvölker, die helle Kaukafifche Raffe, deren Intui- 
tives, ererbtes Seelenvermögen den Nealgeift der noch kulturlofjen SGefchlechter 
des neuen Kontinentes durchdrang, auf deffen Höhen fie fih vor dem Unter 
gang in den FIuten gerettet hatten, ; 
Denn die Tatfache liefert den Beweis diefer Annahme, daß Realgeift In den 
jchwarzhaarigen und Ddunkeläugigen Raffen vorherrfchend, SIdealgeift: aber 
überwiegt unter den hellen Raflen mit ftärferem blonden und blauäugigem 
Finfdhlag. Die Erfteren erwiefen fi als intellektuelle Baumeifter der ge- 
fellfchaftlichen, zivilifatorifchen Außenwelt, als Verordner der fozialen Les 
bensfagungen. Die Zweiten als die fittlidhen Ausgeftalter der kulturellen 
Snnenwelt durch die Gewalten der Seele,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.