Full text: Briefe einer Frau an Walther Rathenau

Sn fünftiger Reife des Slaventums wird der große Ning aftatijcdhzeuropä- 
ifcher Kultur fi {hließen, der vom Often zum Weften feinen Weg genommen, 
um von hier, dem SGefeß des Kreislaufs aller Kraftftrömung folgend, wieder 
fi) oftwärts zu wenden und dereinft im Ausgangspunfkte abichließend ein: 
sumünden,. 
Das Deutfchtum wird auf diefer Bahn ein ähnliche Beftimmung finden, 
wie dag Judentum auf dem Weg von Oft nad) Weit, als Vermittler Jeitheri- 
ger Kulturmwerte, Ihre Summe ift feitdem ing Ungeheuere gewachfen und der 
Seiftesfhaß des Monotheismus, den die weftlidhe Welt dem Iudentum ver: 
dankte in der Vergangenheit, findet heute auf dem Rückweg feine Vervoll 
kändigung durch den Monvohumanigmug unferer deutfchen Wiffenfchaftlich- 
feit, deren Ziel die foziale Welterlöfung ift. Das intelleftuele Judentum 
Hatte der Welt den Idealgipfel feines Aufftiegs vererbt aus den NRMealgrün- 
den, Das feelenhafte Deutfchtum fchenkt ihr die Realebene feines Abftiegs von 
den Idealhshen. 
8 war nur eine Folge früheren Sewaltherrf{chertums, daß die NMebergänge 
der großen Raffenverjüngungen fi ftetg unter friegerifhen Ungewittern und 
feindlidhen Völferfpannungen vollziehen mußten... Die Seelenherrfchaft der 
Zufunft wird ung davor in fommenden Werdeperioden bewahren fönnen und 
die Nebergänge werden fich geftalten dürfen, wie die Uebernahme einer vollen 
Derufslaft von den Schultern eines Vaters auf den Sohn. 
Die Angft vor dem Untergang, die heute das alternde Romanentum und den 
englifhen NReft römifchen Weltherrfchaftsgeiftes in einem Varorismus der 
Seindfeligfeit gegen Deutfcdjland verblendet, wird den Erbauern des NMeiches 
ver Gerechtigkeit dereinft erfpart bleiben. Denn fie werden in ihrem Werke 
niemals untergehen, weil ein verjüngter Crbe feine erhabene Weiterführung 
übernehmen Tann, ohne hindernde Machtgrenzen dabei zerbrechen zu, müffen. 
Im Reiche der Gerechtigkeit, dem kommenden fozialen Weltwirtfchaftsftaate, 
der heute fchon aus deutfchem Seifte feimt, wird dag Recht des Stärkeren für 
alle Zeiten erlofdhen fein und damit auch alle Friegerifche Semwaltherr{chaft. 
Die Weihnachtsbotfchaft reifte dann endlich zur Erfüllung: Friede auf Erden 
und den Menfchen das Wohlergehen! 
Doc) auf dem Weg zu diefem hohen Ziel des heute beginnenden Werdens 
muß vor allem num das harte Hindernis feitheriger Unkenntnis vom inner-
	        
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