Full text: Briefe einer Frau an Walther Rathenau

jengreife beruht darum auch einer der Hauptanziehungsgründe Des Weibes 
jür den Mann. 
Die Tranfzendenz, der Seelenurfprung, Der Dinge zeigt fih hier dem erfchloffe- 
nen Seelenbli. Doch auch die noch nicht Sehenden fchreiten hier, vom Gefühl 
mit oft nadtwandlerifcher Sicherheit geleitet, auf den Wegen der Ahnung und 
Zehnfucht voraus, von den rätfelvollen Seligfeiten der fernen Urfprungswelt 
zuweilen traumhaft durdhdrungen. Hier lebt der heilige Zauber des Cwig- 
Weiblichen, der erlefen ift, den ringenden Erdgeift des Intellektes hHinanzufüh- 
ren aus dem Banne der erdgebundenen Leidenfhaften 3 den Höhenzielen der 
Seele, 
Bier winken die Reiche der Phantafie, durchwirkk vom Schimmer und ver 
Sdealität ewiger Urfprungswirklichfeiten, wo, aus aöttlidem Liebesquell ges 
nährt, die Früchte der großen Kunft und Dichtung reifen, Daraus dem Leben 
Sag Verbild kommender Verwirklichung leuchtet. Bon hier aus fließt der un- 
zrichöpflide Kraftftrom der Liebe durch dag Medium der Seele und Weib: 
{ichfeit bis zu den Ießten Erdentiefen, von wo er alg Duell des Lebens, — 
den Müttern zur Obhut anvertraut — die Geftaltung der fihtbaren Er{hei 
nungswelt bewirkt, mit ihrem noch allzu wenia erforfchten Geheimnis ewiger 
Yebengverjüngung. 
So führt der Erosweg mitten hinein ing Leben, wo feine gewaltigen Erben- 
siele der Verwirklichung harren, während das Ziel des Logosweges jenfeitg 
der Eifesfirnen abfirakfter Begrifflichfeit im freien Sonnenbereid) göttlichen 
Seelenerfennens liegt, dort wo einft alle Starusflügel fhmolzen, [o lange tie 
nicht vom Ferment erdftarfer Wirklichkeit durddrungen und im Feuer über 
mundener Leidenfchaften erhärtet waren. 
Denn die Idealkraft der Seele verlangt darnad, die eigne Öbttlichkeit im 
zroßen Schöpfungswerk der Erde ftofflich zu verdichten und im Xleifche der 
Menfchheit finnlih und fittlid zu vollenden. 
Dem Diesfeits gelten ihre höchften Weifungen und Ziele, fowie die, Wirkunz 
gen ihrer Gefeglichteit, In diefer Einfiht liegt die neue Höhe unferes Er- 
fennens und die fieghafte Größe unfjeres Zeitwillens, darin heute eine feine 
Frftlingsfchar den Kommenden voranzuleuchten berufen if. 
Die Seligkeit höchfter Urfprungswelten, die wir feither in einem erdfernen 
Senfeitg gefucht, hat aufgehört uns nur einen Zuftand nach dem Tode zu Des
	        
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