Full text: Briefe einer Frau an Walther Rathenau

Vom Reich der Mütter und über das neue Muttertum 
Vieles, was in diefen Briefen zu fagen ift und von wechfelnden Sefichtspunt- 
fen aus zuweilen wiederholt werden muß zu feiner immer tieferen Beftätt- 
zung, if durchaus nicht neu. GE gehört zum Teil mit zu den älteften Wahr: 
heitsfchäßen der Erde und alle, die nad) Wahrheit fuchen, finden ftet$ das 
Sleiche, an deffen Yebereinftimmung fie die Echtheit ihres Fundes erfennen. 
Denn die Wahrheit {ft im Grunde nur das Eine, das Seelengeheimniß der 
Ciebe und, ihres ewigen Urfprungs, AlMe anderen Wahrheiten find in ihr 
enthalten. Sie bieten fich ung aber heute in mandherlei neuen DBeleuchtungen 
dar. Denn in den unaufhörlich fichh verjüngenden Kreisläufen ewig zufirö: 
mender Kraftfluten wechfelt und fteigert fi ihre jeweilige Bedeutung für das 
eben. Deren Größe bedingt es, daß alte, wie neue Wahrheiten fo lange und 
eindringlid immer neu verkündet werden müffen, bis fie Wille und Bewußt- 
lein aller Lebendigen geworden und als neuer ECnthufiagsmus zur Schöpfertat 
der. Zukunft werden fönnen. 
Bon der bedeutungsvolliten Strecke des Erosweges, von wo aus der X0g0S: 
weg feine ent{cdheidendfte Einwirkung erhält, will id) heute reden. Der in bei: 
den befchloffene Ring innerer und äußerer Dafeinsfülle würde audc) weiter; 
hin, wie feither viel taube Blüten zeitigen, wenn e$ der Zukunft nicht bald 
gelänge, die neuen zum Leben drängenden Keime des Erosweges zu freiftem 
und ftärkftem Wachstum zu bringen. Das goldene Tor dew Zukunft Öffnet 
fi hier unter dem Zauberftab der Liebe und ihren neuen DYuelltiefen der 
Vebensbefeelung. 
Der Erosweg, vom ewigen Urgrund vermittelnd hinabführend zu den zeitz 
lien Werdegründen mit ihrem feten Wechfel der vergänglichen Crf{heinung, 
zeigte fi uns auch fchon als die andere Straße der Intuitionserfenntinis, 
die dem weiblichen SGeifte näher gewiefen, al® das NRefleriongerfennen 
des Xogosweges, fo bald Frauenfinn zur Wahrnehmung reifen fonnte. 
Die divinatorifche Urfprünglichfeit des weiblidhen Wefens mit feiner oft 
fo feltffamen Frühreife und Inftinktfidherheit in entfcheidenden Seelen: 
dingen wurzelt darin. Daneben erfdheint die männliche Reife der Staats: 
prüfungen und fonftiger erworbener Kenntniffe häufig im Nichte ihrer 
mandherlei Unzulänglichfeiten. Sn diefer Urfprünglichfeit weiblicher We
	        
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