Full text: Briefe einer Frau an Walther Rathenau

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Schwelle in Ihren Werfen, verehrter Meifter, mit fühnem Schritt nun [don 
betreten ft, 
Der neue große Zeitwille, der darin gigantifch fich aufreckt, ließ mich die 
Stimme feines Sendlings. erfennen. Die Stimme, der ih geharrt mein 
eben lang, doch ohne die Hoffnung, fie je fo nahe noch zu vernehmen. Mit 
allen Wonnen eines erften Tages{chyimmers, der einem Ringer in dunkelem 
Schachte entgegenleuchtet, ift fie über meinem Dafein erflungen. Die Freude 
diefes Erlebens, zu der id) Taufende verloden möchte, verlangte nad) Dank 
und Husdruck, Darum fcehrieb ic) zuerft. Dann zwang mic) der Gedanke au 
die neuen Wirklichkeiten, die Heute ftärker als je zuvor zu allgemeiner Erfchlie- 
fung drängen, nad) umfaffenderer Ausfprache und Verftändigung zu fuchen, 
Nun aber fam mir der Ent{chluß, zu Allen zu fprechen im Sinne der großen 
Mächte, die heute neue Schlüffelgewalt zu vergeben haben für die Meiche des 
Kommenden, an jeden dazu bereiteten Hüterwillen. Für ihn möchten diefe 
Niederfchriften ein Sammel- und Wechruf fein, Er wendet fi an Ale, die 
verwandten SGeiftes und Willens find. Doch auch denen foll er nicht weniger 
gelten, die noch im Morgenfchlummer des grauenden Tages und unter dem 
Alpdruck feiner Nebelträume in Bedrängnis harren. Zu den Nächften und zu 
den Fernften möchte ich reden durch das Medium Ihres uns allen voranleuch- 
tenden Namens, 
Ich will zu ihnen von der Seele und ihrer gefegmäßigen Wirklichkeit reden, 
in der Sprache, die ung heute geläufig und finnkflar geworden ift., Zu lange 
jprad) man davon nur mit zurücgewandtem Blidk in der Sprache veralteter 
Borftellungen und Gleichniffe und mit dem Mittel der heute fo entwirklichten 
Begriffe, Darum ent{hwand dem Menfchenwort die Seelenbildnerfraft, deren 
die Zufunft {o dringend aufs neue bedarf. 
Denn weder die wefenlofe Begrifflichkeit des Intellektes, die man heute irr- 
tümlidy „Öeift“ nennt, noch) der phantaftifche Idealismus einer Schar welt: 
[remder theofophifcher Schwarmgeifter vermöchten je eine neue innere und 
äußere Lebenswelt zu geftalten für die höhere fid ankfündende Wirklichkeite- 
ftufe, wenn es uns nicht gelänge, die Werdebedingungen der Seele durch die 
Srfchließung ihrer eignen Gefeße zu finden und zu bereiten. 
So nur fann die neue foziale Welt zur SGewißheit werden und der neue 
Menfch darin zur BVerkörperung der neuen Seele, So auch nur füönnen die
	        
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