Kosmische Schlußbetrachtungen über Welten- und Menschenseele
faltungskraft und machte ihn zum Mitgenossen des
eignen erstarrenden Alterns.
Die Gefahren der Verflüchtung sind heute endgültig
und längst vorüber. Daher die zunehmende Bedeu-
tungslosigkeit der Konfessionen und das immer drin-
gender werdende Verlangen nach freier, religiöser
Selbstentwicklung, dem selbst auch die Konfessionen
Rechnung zu tragen versuchen. Doch da damit der
Weg der Selbstverleugnung betreten ist und das Ziel
nur durch Auflösung des bindenden Grundprinzips zu
erreichen wäre, bäumt sich der orthodoxe Beharrungs-
wille naturgemäß dagegen auf. Zeit und Zukunft nur
können das Werk unaufhaltsamen Werdens vollenden.
In der künftigen Universalreligion werden alle Wege
des Werdens dem freien Seelengedanken offen stehen.
Sie alle werden aus ihrer umfassenden Mannigfattig-
keit zu dem einen einigenden Höhenzentrum führen,
wo nicht Meinung mehr, sondern die Tat regiert: die
Tat der Liebe und sittlichen Weltvernunft. Denn Seele
und Liebe sind rein menschliche Dinge und somit der
allgemein menschliche Wesenskern und Gipfelpunkt
aller wahren Religion.
Aus den beiden Grundfragen nach dem Ursprung
des Lebens und dem des Leidens entkeimt alle Religion
seit Urzeit. Die Antwort sucht vor allem nach den
Wegen zur Überwindung des Leidens. So entstand die
religiöse Ethik, die in der praktischen Ethik des In-
tellektes auf sozialem Boden ihre reale Bestätigung
seither gefunden hat. Heute schicken wir uns an, diese
rcale Bestätigung im Intellektualbereich der Wissen-
schaft auch für den metaphysischen Gehalt religiöser
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