Über das Rassephänomen und den Ursprung der neuen Zeitseele
das Eindringen in die Gesetze des Eigenwerdens, wa-
ren dem heute vergehenden Geschlecht fast verschlos-
sen gewesen. So kam es dahin, daß niedere sinnliche
Reize die Kunst zu einem Vergnügungsmittel herab-
würdigen mußten, um der Leere der Kunsthäuser ent-
gegenzuarbeiten.
Die künstlerische Natur des Menschen gipfelt im
Sinn und zeigt sich darin dem wesenhaft Weiblichen
übereinstimmend. Die stärkere Sinnbegabung wird in
Zukunft den Schaffenden bestimmen, neben dem Ar-
beitenden der vorwiegenden Verstandesbegabung. Alle
Bildung hat dem Ausgleiche beider Wesenselemente im
Können der Menschen zuzustreben. So nur kann gro-
ßes Lebenswerk gedeihen. Von wo aus es indeß sei-
nen Ausgang nimmt, ob aus seelischem Schöpfertum
oder intellektuellem Tatwillen, das wird in Zukunft
den Einzelnen zur Wahl seines Werkes und Lebens-
zwecks bestimmen.
Im Schöpfertum wirkt das Geheimnis angeborener
organischer Gestaltungskräfte, die jede Leistung zum
Kunstwerk stempeln, sei es als Künstler, Wissenschaft-
ler, Techniker oder in der mütterlichen Lebensschöp-
fung. Im Intellekt wurzeln die formgebenden, mecha-
nischen Talentkräfte, die das Erlernbare zu bewältigen
haben, um die innere Bildwelt des Genies in sichtbare
Erscheinung treten lassen zu können. Zahlreiche aus-
drucksfähige Talentkräfte beherrschen noch die heu-
tige Kunstwelt, deren Mangel an genialischem, innern
Sinn hier so viel „Unsinn“ produziert.
Die Schaffensnatur verlangt mit ursprünglicher Ge-
walt und Hartnäckigkeit ihre Rechte, denn sie folgt
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