Vom Reich der Mütter und üher das neue Muttertum
In der Jungfräulichkeit betete man die Macht der
ursprünglichen Seelenkräfte, das Ewig-Weibliche an,
darin die Tatsache unserer Gottkindschaft begründet,
durch die wir Erben ewiger Geistfluten sind. Durch
dieses Medium empfangen Weib, Mensch und Leben
den Zustrom zeugender Urweltkräfte. Wo diese Ur-
sprünglichkeit gebrochen, da beginnen die Überwuche-
rungen des Intellektes, in denen das Leben im Geiste
und in der Liebe verarmt.
Wo sie aber wirkt und sei es auch nur in schwäche-
ren Graden. unbewußter Instinktmächte, da lebt das
Heiltum der Weiblichkeit, jener Krafthingabe, aus der
dem Leben die großen Segnungen kommen. Sie macht
die Frauen zu Lebensspenderinnen auch außerhalb der
Mutterschaft, wie in der Krankenpflege, oder wo sonst
das Leben des Schutzes und der Hilfe bedarf.
Wo sie in Stärke waltet, mit jener Hingabe, die ohne
Schranken sie dennoch als unversiegbaren Lebensquell
bewahrt, da entkeimt ihr die sittliche Urmacht, die
schon unsere deutschen Ahnmütter so stark, weise und
den Männern, wie Römern verehrungswürdig gemacht.
Sie schenkte diesen Müttern die Heldensöhne und be-
wirkte jenes weibliche Sehertum, dem wir vielleicht
den deutschen Namen verdanken, abgeleitet vom deu-
tischen, deuterischen ihres Wesens. Diese Eigenschaft
grüblerischen Besinnens und tiefen Rechenschaftsge-
bens ist uns Deutschen bis heute geblieben. Wo diese
Jungfräulichkeit des Urweiblichen in der Ehe ihre
letzte Gabe spendet, aus voller Kraft, da entsprießt dem
Schoße der Mutter der göttliche Mensch, der seither
nur alle tausend Jahre einmal geboren ward. -
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