Vom Reich der Mütter und über das neue Muttertum
rungen weiblicher Selbsthilfe aus den Kreisen der so-
genannten und noch vielfach verkannten Frauenbewe-
gung.
Soll der kommende Zukunftsstaat nicht eine Wie-
derholung heutiger Daseinsnöte in gewandelter Form
sein, so müssen alle Möglichkeiten baldigst zur Tat
werden, die ein innerlich gehobenes Zukunftsgeschlecht
gewährleisten. Die Besorgnis des .heutigen Staates rich-
tet sich in erster Linie nur erst auf die Quantität der
Kommenden. Der Bevölkerungsziffer gilt seine Auf-
merksamkeit. Doch es ist allein die gehobene Quali-
tät, die Lebensstufe der Bevölkerung, die den Quell
seiner wahren Macht und Bedeutung bilden wird.
Seit Jahrtausenden betete man an steinernen Altären
zur gekreuzigten Gottheit der Liebe und nahm selten
nur sein lebendes Gleichnis wahr — die Frauenliebe,
die im Erdulden aller Passionsschmerzen ohne Ende
stumm ihres göttlichen Seelenamtes waltete. So ver-
dunkelte sich die Macht des Ewig-Weiblichen im Be-
reich des Herzens und Glaubens. Das Endlich-Weib-
liche ward als Götzenbild seelenloser Triebwünsche auf
dem Sockel der Gewöhnlichkeit erhöht und dort meist
ebenso sinnlos angebetet, als ungerecht verlästert. Denn
es war keinAbbild, sondern nur ein Zerrbild der Wahr-
heit, hinter dessen hohler Maske sich ein flüchtiges
Phantom des Glückes im Dunkel tiefer Lebensnöte barg.
Das Bild der Wahrheit aber trägt die Züge göttlicher
Wesensfülle, die einst als Jungfräulichkeit so hochge-
priesen war und nie erlischt, wo Liebe schöpferischen
Amtes waltet, zum Heile aller derer, denen sie sich
schenkt.
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