Vom Reich der Mütter und über das neue Muttertum
menschlichen Willensentfaltung, denn die Widerstände
der Materie fordern mit zunehmender Bewußtheit auch
immer erhöhtere Willensaktivität. Hier beginnen die
Großtaten des künftigen Muttertums, mit deren Dar-
legung ich diesen Brief beschließen will.
Das scheinbar äußerlich passive Erdulden eines un-
abänderlichen Zustandes setzt zu seiner idealen Be-
wältigung, wie das Gedeihen des: Kommenden sie
braucht, in Wahrheit fortgesetzte innere Aktion vor-
aus und höchste moralische wie physische Spannkräfte.
Denn es handelt sich hier nicht nur um die unbewußte
Körperschöpfung, sondern mit zunehmender Mensch-
heitsentwicklung auch um immer höhere Seelenschöp-
fung und Geistvererbung durch die persönlichen sitt-
lichen Wesens-, Willens- und Gedankenkräfte der Mut-
ter. Selbst die primitivste Frau aus dem Volke, sofern
der mütterliche Instinkt noch ungebrochen in ihr le-
bendig ist, fühlt sich dunkel um des werdenden Le-
bens willen zu manchem Akt sonst weniger geübter
Selbstbeherrschung verpflichtet. Sie ahnt, daß ihr Tun
und Lassen ‚als heilsames oder unheilvolles Erbe sich
dem Kinde in ihrem Schoße überträgt. Um so entschei-
dender sind die Einwirkungen bewußten Frauenwil-
Jens und persönlicher Iniviative geistig und sittlich
hochstehender Mütter. Hier beginnt das Einbilden durch
den Sinn, das Einprägen entscheidender Wirkungsele-
mente in die stoffliche wie geistige. Gestaltung des Wer-
denden durch die Mutter. Einbildungskraft ist Schöp-
fertum, das in Zukunft höchste Pflege finden muß zur
Ergänzung der heute noch einseitig übertrieben ge-
pflegten Ausbildungskräfte.
Wi