ALLGEMEINE EINLEITUNG
Leidenschaften und suchten ihm nur auf verschiede-
nen Wegen zu entrinnen. Darin besteht Wesen und
Unterschied der Konfessionen. Der Verstandesweg der
westlichen Zivilisationen kam trotz seinen. christlich-
konfessionellen Färbungen dem Ziel um keinen Schritt
früher nah, als die Wege der Andern. Mit ihnen mün-
det er heute am Grenzweg der Zeiten, von wo eine
neue, gemeinsame, letzte Höhenwanderung beginnt,
angesichts des Allen erkennbar werdenden Zieles der
Weltverjüngung im Allgeist der ewigen, zeitschöpfe-
rischen Liebe und Uridee. Aus dem lebendigen Seelen-
grund der Völkernatur, reifend nach kosmischem Ent-
faltungsgesetz zum letzten Vollendungsgrad der euro-
päischen Kulturidee, werden sich die Dinge der Zu-
kunft gestalten, auf der festen Grundlage zeitreifer Ide-
enordnung und Weltbewußtheit. Vergebens ringt heute
noch der Verstand ihrer Herr zu werden. Ebenso ver-
geblich werden sich die selbstsüchtigen Machtleiden-
schaften der alten, vergehenden Mannweltkulturen die-
sem Fluß der Zeit entgegenwerfen.
Spenglers Buch vom „Untergang des Abendlandes“
weiß das Gesetz des Zeitentodes tief zu enthüllen. Aber
das Urgesetz der Zeitverjüngung in seiner ewigen Ket-
tengliederung zeigt bei ihm die Lücke des Erkennens
für den bestimmenden kosmischen Urgrund des Zei-
tenwandels. Seiner letzten Aufhellung gilt mein Buch.
Es scheut darum auch keine Betonungen und Wieder-
holungen, wo es gilt, diese lebendige Triebwurzel der
kommenden Zeitgestaltungen in ihrer entscheidenden
Natur bloßzulegen. Durch ihren organischen Zusam-
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