Vom Reich der Mütter und über das neue Muttertum
der Urbezirk der Liebe und sittlichen Weltvernunft,
wo alle schöpferischen Fluten des Daseins dem Ozean
der ewigen Weltenliebe entströmen und durch das
weibliche Machtbereich Eintritt zum Dasein der Erde
gewinnen. Hier ist aller Wurzelboden für sinnliche
und sittliche Wirklichkeit, denn hier ist der Urquell
der Lebensbeseelung, durch die der Mensch erst zum
fühlenden und denkenden Wesen wird, oder stumpf
und gedankenlos vegitiert, wenn der Zufluß seiner We-
senkräfte von hier zu gering. Hier ist kein wesenloses
Traumland, das unsere Phantasie mit leeren Einbil-
dungen täuscht. Sondern die hier wirklich gewonnenen
Einbildungen sind weit wirksamer, weil wirklichkeits-
gestaltend, als alle Ausbildung, auf die wir uns heute
so viel zu gute tun. In dieser entfaltet der „Verstand“
seine Fähigkeiten. Aus jener aber entkeimt der „Sinn“,
diese Denkkraft des Herzens, darin alle Besinnung
und Gesinnung wurzelt und uns zur Höhe der Beson-
nenheit und Weisheit führt, wenn wir offne Bahn fan-
den für ihre Entfaltung. Hier nahen wir uns dem Kö6-
nigsthron unserer wahren Menschenwürde. _
Dem Sinn nur leuchtet das Licht der Transzendenz,
üöhne dessen durchscheinenden Schimmer alle Dinge
der Erde dunkel, kalt, leer, tot sind. Sinn wecken,
heißt Seelenblindheit besiegen. Der Sinn ist das Haupt-
organ weiblicher Gedankenkraft, den unsichtbaren in-
nern Wesenswelten vorwiegend zugewandt. Er durch-
leuchtet ihre Tiefen mit der plastischen Bildkraft der
Phantasie, in deren Zauber die Wirkung ewiger Gesetz-
lichkeit lebendig ist, wie sie aus dem Rhythmus der Per-
sönlichkeit und aller Künste uns so machtvoll fesselt.
2023