Vom Reich der Mütter und über das neue Muttertum
hier zu neuem, vertieften Verständnis entgegen. Das
uralte Symbol des Kreuzes mußte für uns auf. Golga-
tha neu errichtet werden, damit es dem engen Sehbe-
reich des Blicks der Masse sich für alle Zeiten darbie-
ten konnte. Würde es auch der kritischen Forschung
in Zukunft gelingen zu erweisen, daß Christus nie in
der Gestalt eines historischen Jesus gelebt habe, so
blieben die Wunder der göttlichen Passion und das
Mysterium der Erlösung durch die Liebe dennoch be-
stehen, denn sie sind im Felsgrund der geistigen Tat-
sachen unerschütterlich verankert. Alles irdische Ge-
schehen ist nur ein Gleichnis ihrer höchsten Wirklich-
keit. Jesus aber, der Jude, war den Zeiten zum Gleich-
nis erwählt, als Beispiel der Vollendung des männ-
lichen Intellektes im seelischen Liebeserkennen. Er
ging den Weg voran, der heute der Gesamtheit winkt,
da der Intellekt seinen Logospfad zu Ende erstiegen
und er sich dem Seelenziel des Urbereiches wieder nä-
hert, dem er entstammt.
Heute ist sein Geist der Erfüllung am Werk und die
Tage seiner Auferstehung nahen zur sozialen Vollen-
dungstat.
Im Schoße der Christenheit war seither wenig von
ihm zu spüren. Er wäre hier kaum je dem Bann des
Todes entronnen, wenn er nicht als Geist der Liebe im-
mer und überall, jenseits aller konfessionellen Schran-
ken, im Herzen der Seelenlebendigen und im Schoße
der Mütter seine Zuflucht gefunden hätte, durch die
Jahrhunderte der Seelenverarmung ‚und Lieblosigkeit,
da er leidend und sterbend am Kreuze hing bis in un-
sere Tage.
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