Vom unbegrenzten Seelenquellgrund des Großen Eros
gehen neuer, ungeahnter Fülle von Ideenkräften und
Willensregungen entgegen, wie nie zuvor das Men-
schenhirn sie erdacht und das Menschenherz sie erlebt
hat. Niemals werden wir aufhören an der Grenze des
Unerforschten zu stehen, möge sich auch der Kreis des
Erforschten und Erforschlichen uns täglich weitern.
Doch nichts Unerforschliches mehr wird es in Zukunft
geben für den Menschensinn und nichts mehr Unbe-
greifliches für die Erlebniskraft unseres Herzens.
Denn Brünnhild ist aus dem Schlafe ihrer Entgötte-
rung wieder erwacht und Siegfried erblickt den gött-
lichen Ahnherrn wieder mit dem Auge, das dieser einst
als Pfand gesetzt an Mirmir’s Born; wo er das Wissen
der Erde damit bezahlte, als er, der Geist, den Logos-
weg des Intellektes beschritt. Der Geist, der im Tief-
sinn dieses germanischen Urmythos lebendig gewesen,
feiert heute die große Stunde seiner Auferstehung im
Schoße der gesamten Kulturmenschheit.
Das ist das Lebenswunder unserer Tage, das mir
auch im Buch von den „kommenden Dingen“ sich so
gewaltig offenbarte. Es führt uns den Logosweg des
Intellektes, aufsteigend vom realen Lebensgrund, wo
die Menschheit um die Güter der Erde ringt, im Bann
der Satzungswelt und ihrer Götterdämmerung. Doch
der Höhe leuchtet das Ziel, wo die wirkende Seele dem
ringenden Intellekt aufs neu gegenwärtig und in ihrer
Urgestalt sich zeigt, als die Transzendenz jeglicher Er-
scheinung. So erlebte sie die große Stunde der Wieder-
geburt, die der Menschheit verheißen ist als Zeichen
ihrer neuen Harmonie mit dem Unendlichen. In die-
ser Harmonie erst sind wir freien Geistes und freien
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