Vom unbegrenzten Seelenquellgrund des Großen Eros
Sinne, der ohne Liebe gemein, durch Liebe zum Becher
himmlischer Wonnen wird.
In der Liebe liegt das Geheimnis aller Höherent-
wicklung der Rasse, wie der Persönlichkeit. Diese Tat-
sache muß den Kommenden mit Eindringlichkeit und
unermüdlich verkündet werden. Der heutige Nieder-
gang entsprang der Lieblosigkeit und dem Mangel jeg-
licher Liebeskultur, in deren Gefolge Seelenverkümme-
rung und Körperverseuchung sich die Wage halten.
Alle sogenannte „Aufklärung“ der Jugend wird wenig
nützen, so lange nicht, an Stelle alter, schädlicher Ge-
wöhnung, neue, höhere Erfüllungen winken und ideale
Liebeserkenntnis zum Lebensführer werden kann. Der
Hauptpunkt des künftigen Kulturplanes muß darum
lauten: Erziehung zur Liebe, in jedem Sinne.
Sie war zu allen Zeiten und mit Recht höchster Ge-
genstand der Kunst und Dichtung gewesen, denn in
ihr ist das Leben zu seinem idealen, allumfassenden
Höhenzentrum verdichtet. Doch die Zukunft muß un-
sere Kunstwege von vielen Schlacken der entseelten
Liebe auch erst noch befreien.
Alle Großen gaben sich der Liebe meist ohne Schran-
ken hin, denn in ihr findet das Sinnliche von selbst
die Beschränkung, die dem Stoffe gebührt. Sie ist die
Bejahung des Ewigen in uns, aus dessen unerschöpf-
lichen Quellen sie uns höchsten Selbstgewinn unauf-
hörlich zuführt. Wo Menschenneigung im Selbstver-
Juste endigt, war sie nur Sinnentrug, nur stoffliche
Blendung gewesen, am Hang zum Begrenztem zu er-
kennen, denn Liebe zielt nach Unbegrenztem, Vollem.
Ewigem.
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