Vom unbegrenzten Seelenquellgrund des Großen Eros
der Intuition, zu der wir aufs neue erwachen. Durch
sie war es zu allen Zeiten im Kinde, wie den Frauen
und auf den geistigen Höhen der Kunst lebendig ge-
wesen. Heute beginnt sie eine höhere Kraft der Allge-
meinheit zu werden, aus der das Leben der Kommen-
den seine neuen sittlichen Impulse und höchsten rea-
len Gestaltungsformen schöpfen wird.
In ihrem Geiste aber müssen wir uns manchen ver-
loren gegangenen, tieferen Wortsinn wieder erobern.
Was hatte man noch jüngst aus den heiligen Namen
des Eros, der Liebe und Seligkeit gemacht, darin ur-
sprünglich ewige Feuer glühten? Die kleine schwä-
lende Lebensfackel, an den Wildfeuern der Erde ent-
zündet, nannte man nach ihnen, bis ihr Sphärenklang
zerbrochen im Staube zerrann. Denn alle diese Namen
geben nur Kunde von dem Einen, für das es in Wahr-
heit noch keinen Namen gibt, der in Allen das große
Echo gefunden hätte, das ihm gebührt. Uns aber müs-
sen sie in Zukunft wieder werden, was sie einst waren:
das Siegel höchsten Menschentums, der Abglanz wer-
dender Göttlichkeit, der Ausdruck unseres sittlichen
Lichtwillens.
Denn Liebe ist der Seelendrang ins Unermeßliche
und nach Allem hin, was Gottheitssiegel trägt, um hin-
gebend darin Seele von der eignen Seele wieder zu
finden, Gottheit, der wir als Kinder des Geistes ent-
stammen.
Durch Liebe nur gewinnen die Triebmächte der Lei-
denschaft ihren Zauber des Unvergänglichen, den sitt-
lichen Ankerpunkt der Liebestreue. Wo dieser ihnen
fehlt, verflüchten sie im vergänglichen Rausch der
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