Full text: Die Urideen im Zeitgesetz

Vom unbegrenzten Seelenquellgrund des Großen Eros 
mente. Und sie alle verkünden das Eine, woher sie 
stammen: Das werdende Seelenland auf Erden, die 
neue Wirklichkeit, das neue Leben, die Liebe. 
Ohne Seele kein Leben! Denn Leben ist Beseelung 
und alles Unbeseelte ist tot. Dem Grade der Beseelung 
nach sind wir wache Kinder des Lebens oder stumpfe 
Geschöpfe des Stoffes. Stoffel nennt sie der Volks- 
mund. Der Stoff ist der Tod, die Seele aber ist Leben, 
ewig-lebendiger Schöpfungsgeist. 
In einer neuen Fülle strömt sie uns heute wieder ZU, 
höhere Potenzen des Daseins in uns auszulösen. Un- 
sere alte Begrifflichkeit ist zu eng und unsere seithe- 
rige Vorstellungswelt zu farblos für den neuen Lebens- 
zauber, den sie wirkt. Wer heute schon erlesen ward, 
einen lebendigen Atemzug in seinem Bannkreis zu tun, 
den verlangt es nach neuem, plastischen Ausdruck da- 
{ür, nach neuem Mythos für die Anschaulichkeit der 
hier wirkenden Gesetze und den Austausch der hier 
waltenden Wonnen. 
Diese Dynamik der Seele gleicht der organischen 
Entfaltung eines Baumes in allen seinen ungleichen 
und vielfältigen Dimensionen von umfassender Ein- 
heit. Die Mechanik des Intellektes gleicht daneben dem 
Kunstbau eines von Menschenhand gefügten Hauses. 
Hier wirkt die Macht der Gestaltung von außen, dort 
von innen. 
Dem Geheimnis ihrer beidseitigen Einheit wenden wir 
uns zu, wenn wir nun den Spuren des großen Liebes- 
geistes, Eros, folgen. Sein Name ward im Kleinbetrieb 
unserer Tage so vielfach entstellt und mißbraucht, daß 
wir uns zuerst seiner ursprünglichen Größe erinnern 
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