Vom unbegrenzten Seelenquellgrund des Großen Eros
stetig wachsenden Seelenkräfte. Sie aber kennen nur
das eine Ziel der Ziele, das somit auch die Hauptrich-
tung aller künftigen Erziehung bestimmen wird: Die
Aufhebung der Schwerkräfte in uns. —
Alle Unlust entstammt stofflicher Gebundenheit und
der Schwäche, der die Sprengung dieser Fesseln nicht
gelang. Wir sind frei und froh, sobald die Seele Her-
rin geworden unseres Erlebens und unserer Entschlüs-
se. Das Göttergeheimnis der großen Freiheit ruht al-
lein in ihr. Denn sie gibt unserem Willen die Überein-
stimmung mit der Kraft der Kräfte, darin die Wider-
stände und Bindungen der Stoffgewalten erlöschen.
Doch das Land, das wir damit betreten, war den Le-
benden lange zur fernen Nebelküste geworden, durch
ein totes Meer von ihrem Gestade getrennt. Darin hau-
sen manche noch vorweltlichen Ungeheuer und man-
che der allerneusten Abwehrmaschinen. Tote Begriffe,
gestürzte Götterbilder, entseelte Symbole und fratzen-
hafte Phantome versperren als Klippen und Wracks
den Weg. Durch manche willkürliche, verwirrende Ter-
minologie gilt es neue, gerade Bahn zu gewinnen, und
eine Eisküste der Abstraktion, wo warme Lebensge-
bilde lange zur Unwirklichkeit erstarrten, empfängt un-
sern landenden Fuß. Doch wer diese Nachtgespenster
mutig überwand, der findet dahinter das heilige Land,
wo die Sonnen leuchten, die niemals untergehen und
alles Geliebte, was er je besaß und je verloren. Er
begegnet allen Gebilden seiner Ahnung und Sehnsucht,
den noch Ungeborenen und denen, die nie geboren wer-
den, weil sie nicht zu werden brauchen, denn sie sind.
Zu diesem Lande der Wahrheit, von vielen erdacht,
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