Über das neue Seelenwerden und seine kommende Wirklichkeit
sen, als Kampf der Jugend gegen den Zwang vererbter
Conventionen und würdeloser Altersrechte, als Kampf
der neuen Anschauungswerte gegen autoritativen Mei-
nungszwang. ‚Heute erleben wir das letzte Zähneflet-
schen des sterbenden Ungeheuers, womit es die Ge-
samtheit noch einmal entsetzte. Doch seine Zeit ist
um. Dieser Kampf und dieser Sieg allein sind aber
auch nur der ungeheuren Opfer wert, die die Gegen-
wart heute von uns allen fordert. In ihnen liegt die
Größe und Erhabenheit, die uns hinaushebt über die
Furchtbarkeiten unseres gegenwärtigen Erlebens und
unserer Zeit den Stempel einer übermenschlichen Be-
deutung für die Gesamtentwicklung der Menschheit
aufdrückt.
Die Daseinsschwelle, über die wir heute schreiten,
führt uns zur anderen Hemisphäre unserer Erdge-
schicke, wo das Reich der Seele aus dem Traum der
Ahnung und Verheißung uns zum Lande der Erfül-
lung wird. Seele und Intellekt, Herz und Hirn, Sinn
und Verstand werden hier einander, untrennbar end-
lich, die Hände reichen zu neuem, gemeinsamen Le-
benswerk. Der Ausbau von Innenwelt und Außenwelt
kann fortan in größerem Gleichschritt vor sich gehen
durch den Geist dieser neuen Einheit, der als sittliche
Lebensvernunft zum Organisator der Zukunft bestellt
ist. Für ihn werden die Sinne keine ungebändigten
Elemente mehr sein, sondern das lenksame Werkzeug
im Dienste der Lebenszwecke. Zwischen den sinnlichen
und sittlichen Daseinsforderungen gähnt keine Kluft
mehr, sobald die Seele ihrem zweckvollen Ausgleich
in vernunftmäßigem Auswirken die Wage hält.
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