Über das neue Seelenwerden und seine kommende Wirklichkeit
tes, die man heute irrtümlich „‚Geist‘“ nennt, noch der
phantastische Idealismus seelenhungriger Schwarm-
geister vermöchten je eine neue innere und äußere Le-
benswelt zu gestalten für die höhere sich ankündende
Wirklichkeitsstufe, wenn es uns nicht gelänge, die
Werdebedingungen der Seele durch die Erschließung
ihrer eignen Gesetze zu finden und zu bereiten. So nur
kann die neue soziale Welt zur Gewißheit werden und
der neue Mensch darin zur Verkörperung der neuen
Seele. So auch nur können die Kommenden der Ge-
fahr entrinnen, die heute den Lebenden greifbar droht;
der Gefahr, aus dem alten Druck der Oligarchie, den
heute die Völker abzuschütteln bereit sind, in das
Chaos der Demokratie zu stürzen. Eine neue Oligar-
chie, geschaffen und stets sich verjüngend durch das
demokratische Prinzip der offenen Gesellschaftsglie-
derung nach Begabung, Können und Verdienst, wird
die Synthese der Zukunft bilden. Ein Herrschertum
der innern Machtentfaltung durch seelische Kraftfülle,
das in Weisheit, Güte und Gesinnungshoheit vorschau-
end die Völkergeschicke lenkt, wird die Königszeichen
tragen, gleichviel ob es in Zukunft aus dem Blute ein-
stiger Könige oder einstiger Bettler stammt. Denn nur
nach einem unvergänglichen Hoheitszeugnis wird diese
Zukunft noch fragen: nach innerem Seelenadel, nach
Herzensreichtum und sittlicher Stärke. Weisheit aber
wird das Siegel künftiger Herrschermacht und das
Kennzeichen aller Herrschertugend sein.
Sie wird dem neuen Reichtum unendlicher Inner-
lichkeit entsteigen, um nach besonnenem Kulturplan
die neuen Völker- und Wirtschaftsordnungen zu Vver-
260