zum Werke ruft. Ihm voran aber muß das große Er-
kennen gehen, das uns zum Werke befähigen soll, das
Erkennen der eignen innern Wesenswelt, deren Geist:
organ die Seele ist.
Denn der Verstand ist der „erschaffene‘ Geist, der
den Schleier des Isisbildes nicht zu heben vermag. Es
gibt für ihn kein Eindringen in das Innere der Natur,
in das Wesen der Erscheinung und die Rätsel des Ur-
grundes. Sein Werkzeug ist die Sinnenkraft und sein
Reich das Gebiet des Stofflichen. Er ist das Geistorgan
der Oberfläche, der Welt des Habens. Die Seele aber
ist Geist vom „unerschaffenen‘“ Geist, der uns durch
sie Anteil gibt an seinem Willen und seinem Wirken
und an den Rätseln seiner Unendlichkeit in allen Hö-
hen, Tiefen und Fernen. Durch sie sind wir Genossen
seiner Unsterblichkeit, soweit wir Seele in uns aufzu-
nehmen fähig wurden. Er ist der Urgrund alles Le-
bens und aller Dinge, der nur dem noch ungereiften
Sinnenblick verborgen, der Seele aber offenbar ist.
Denn Gleiches vermag das Gleiche zu erkennen. Der
Seele gehört die Welt des Seins. Der Intellekt zeigt sich
uns heute zum Meister gereift in seinem Urbereich der
mechanischen Kräfte und Gestaltungen, denen er ent-
wuchs. Er bezwang den Mechanismus des Stofflichen
und wußte sich ihn dienstbar.zu machen, indem er
die Gesetze der Natur erforschte. So ward er zum gro-
ßen technischen Erdgebieter unserer Tage, der Demi-
urgos, der nacheinander Erde, Feuer, Wasser und end-
lich das Reich der Luft bezwang mit seinen stofflichen
Werkzeugen und Maschinen.
Doch heute, an der Schwelle des größten Zeitenwan-
Über das neue Seelenwerden und seine kommende Wirklichkeit
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