Über das neue Seelenwerden und seine kommende Wirklichkeit
genden, leidenden, werdenden und wachsenden sitt-
lich-persönlichen Gott-Natur, die im Geheimnis unse-
res unsichtbaren, innern Wesens wurzelt. Jener ver-
mag seine Welt mit berechnender Schärfe zu durch-
dringen, sein Organ ist das denkende Hirn. Die Welt
der Seele jedoch verlangt Durchdringung mit dem
göttlichen Wesenshauch der Liebe, dem Atemzug des
lebendigen Weltgeistes, von dem die Seele ursprüng-
liches Teil ist. Ihr Organ ist das besinnende Herz.
Das Gespenst, das so lange zwischen uns Lebenden
umgegangen und uns das grause Elend unserer Tage
schuf, war die Unbesonnenheit und Leere unserer Her-
zenswelt. Lieblosigkeit ist letzten Endes die Ursache
aller Not und Schmerzen dieser Erde. Wo diese Leere
waltet, suchen die darin entgötterten Sinne sie mit den
füchtigen Phantomen ihrer vergänglichen Lust auszu-
füllen. Doch sie erstarren selbst in der kalten Wesen-
losigkeit ihrer stofflichen Schwere, wenn ihnen die
Schwungkraft der Seele fehlt, die sie dem Bannkreis
der Materie enthebt und ihnen die Himmelstore der
Phantasie und freien Gefühlswelt Öffnet. Eine ent-
wirklichte Begrifflichkeit unserer Gedankenwelt suchte
vergeblich diese Tore zu gewinnen mit den forcierten
Ausdrucksmitteln einer innerlich verarmten Kunst.
Nichts konnte unsere alte, dem Untergang geweihte
Welt mehr retten, und alles half nur, sie dem heutigen
Abgrund der Zerstörung zuzutreiben.
Zum Aufbau einer neuen Wirklichkeit bedarf es der
Seele, der Baumeisterin im Bereich der Innenkultur,
denn nur wo Wesen ist, entsteht auch Wirkung, nur
Wesenskräfte wirken lebende Wirklichkeit. Mit dem
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