Full text: Die Urideen im Zeitgesetz

Das Ordnungsgesetz der Gegenwart zur Zeitverjüngung 
gen noch der beseelende und ideenreiche Enthusias- 
mus der großen Eroswelt. Ihre sittliche „Urbildkraft 
ist der Schöpfergrund der Menschennatur und der un- 
versiegliche Freudenquell, dem die hohen Taten des 
Lebens entblühen. Sie bildet den Charakter, das Mei- 
sterwerk‘ der Erziehungskunst, das uns nur noch sel- 
ten gelang. Er ist die Selbstentfaltungskraft zur letz- 
ten Erosreife, der unaufhaltsame, gotthafte Wachs- 
trieb der Persönlichkeit. Sie nur zeitigt echten Kö- 
nigsgeist, zur Führung fähig aus urwissendem Willen. 
Die alten Schulmethoden schleppten Massen von Bil- 
dungsstoff zusammen, um damit ein künstliches Haus 
zu bauen, oft von gähnender innerer Leere. Die neuen 
werden tiefen Lebensgrund ergraben, der organisches 
Wachstum verspricht, als lebendiger Baum von ragen- 
der Wipfelhöhe und schirmender, fruchtreicher Aus- 
breitung der Äste in einheitlicher und doch endloser 
Mannigfaltigkeit. Der Bildungshunger des Volkes ist 
heute größer als je. Doch nicht nach den Steinen ge- 
häufter Kenntnisse verlangt er, sondern nach dem Brot 
lebendiger Idee, die an Stelle bisheriger Verstandes- 
schulung höhere Vernunftfähigkeit erschließen kann 
und die sittlichen Tiefen erhebenden Weltgefühls. 
Als Mitbereiter dieser nahenden Kultursiege werden 
die Fürsten, voran Deutschlands, in Zukunft auch die 
eignen Wege der Zeitverjüngung finden, deren es be- 
darf unter dem Gesetz der Stunde und für Alles, was 
am Weiterbestand des Lebens teil haben und ihm Füh- 
rer werden soll zu neuer Höhe und Größe. Vom In- 
teressendienst befreit nur kann der Kulturdienst der 
schaffenden Idee und Liebe weltschöpferisch seelen- 
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