Full text: Die Urideen im Zeitgesetz

Das Ordnungsgesetz der Gegenwart zur Zeitverjüngung 
ist der Seelentrieb des Heimwehs zum göttlichen Ur- 
grund des eignen Wesens, der zur Reifephase unserer 
Erosnatur gehört. Isolde lebt und wacht, sie ruft Tri- 
stan aus der Nacht seiner Schmerzen zum seligen Lie- 
bestod der neuen Urvermählung, die das Geheimnis des 
großen „Stirb und Werde“ der Menschen und Völker 
umschließt. Der nordische Reichtum an Walanaturen 
erhielt ihm die tiefere arische Leuchtkraft. Der urische 
Süden war reicher an Messalinen, als an Deborahs und 
Judiths. Doch das Weib bricht jene Ehen nur, die 
keine sind nach dem Erosgesetz der Urehe und auch 
dann nur, wenn es zuvor selbst von ihnen zerbrochen 
ward. Auch für das urische Geschick der Weibnatur 
hat der neue Skaldengeist den Schlüssel schon gefun- 
den. Er zeigt es uns in Kundry, der dämonischen Grals- 
botin, verkörpert. Mit ihr wird es erlöschen an den 
Stufen zum neuen Lichtquell in den Händen Parsifals. 
Nicht aus eignem Wesen, sondern nur im qualvollen 
Schlafbann Klingsors, schlägt sie die unheilbaren Wun- 
den in die Schwachheit der männlichen Wunschnatur, 
darin sie vergeblich nach einerh Tropfen Labe aus 
ewigem Erosquell gesucht. Zur eignen Natur wieder 
erwacht nach urischem Phasengesetz, kennt sie nur 
den heißen Mitleidstrieb zu heilen und rastlos Balsam 
zu suchen für die brennende Wunde des Königs. Der 
arabische Süden birgt den Balsam nicht. Der Held des 
Nordens nur kann ihn bringen im Wiedergewinn des 
verlorenen Spears — des zündenden Weltgedankens 
der Liebe — der in Klingsors Händen zur Waffe des 
Unheils geworden war. Stark ist der Held des Nordens, 
doch vergeblich sucht auch bei ihm, im Unwissen sei- 
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