ALLGEMEINE EINLEITUNG
legungen den Inhalt der Schrift. Viele haben darum
auch schon in meinen „Briefen‘“ den lösenden Atem-
zug ihrer eignen, ihnen selbst oft noch unaussprech-
baren Ahnung und Sehnsucht gefunden, wie es die
mir gewordenen Kundgebungen aller Altersstufen, Be-
rufe, Konfessionen und Volkskreise bekundeten. Sie
bestätigen mir das Erwachen einer neuen Geistpotenz,
die wissend macht auch ohne die Kenntnismengen un-
serer bisherigen, einseitigen Verstandesbildung. Denn
sie erschließt den Sinn für das Urgesetz des organi-
schen Weltgrundes, das in allen Lebensdingen sich
entfaltet und als Zauber ihres harmonischen Einklangs
uns beseelend mit reinsten Wonnen und urwissendem
Erkennen durchdringt. Sie bietet das einigende Band,
ohne das auch die reichste Kenntnissumme Stückwerk
bleibt. Wer es dagegen an einer Stelle erfaßte, ge-
winnt damit den Schlüssel zu jenem tiefen, geheim-
nisvollen Natur- und Lebensverstehen, das nicht nur
die Urmütter der Vorzeit seherisch wissend und weise
machte, sondern noch heute als naive Urteilskraft der
„gesunden Vernunft‘“ uns bei einfachen, unverbildeten
Naturkindern begegnen kann. Es ist das große Erfül-
lungszeichen der Zeit und nahenden Zukunft, daß die-
ser Sinn für das Urwesen der Dinge — für ihren or-
ganischen, ewigen Lebenskern — (ihre Transzendenz)
— sich wieder neu und gesteigert zu regen beginnt, ge-
stützt auf die reifsten Ergebnisse der Verstandeswis-
senschaften. Sie werden aus dieser Verbindung mit der
Seelenwissenschaft in Zukunft neue Fruchtbarkeit ge-
winnen für das sittliche wie kulturelle Weltgedeihen.
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