Das Ordnungsgesetz der Gegenwart zur Zeitverjüngung
Die Völker besitzen die sicherste Zuflucht vor dem
Verderben in der gereiften Größe und Weite ihrer ewi-
gen Quellnaturen. Ihr Wesen ist offenste Flutbahn für
die Schöpferenergien zwischen Gottwelt und Mensch-
heit. Mit den Möglichkeiten seiner Entfaltungen mehrt
sich die Stromkraft für die Heilmächte der Liebe und
Uridee, die dem Leben den festen kosmischen und sitt-
lichen Gesetzgrund geben und im gotthaften Liebeswil-
len der Quellsucher menschliches Besinnen und Er-
kennen werden. Je rascher der wilde Weckruf der Zeit
zum Sammelruf starker Quellsucher und namentlich
der stillen Quellsucherinnen — der Frauen — werden
kann, je kürzer wird die Dauer der gegenwärtigen,
peinvollen Übergänge sein. Das Zeitgesetz strebt über-
all aus den Zersplitterungen der letzten Verfallspe-
riode neuer Sammlung der Kräfte zu. Sie gehört zum
Grundgesetz aller höheren, schöpferischen Einheiten,
deren jedes große Vollbringen bedarf. Das Bauwerk
der Völkerzukunft verlangt sie auf allen Gebieten des
Lebens und Schaffens. Als neue, liebestiefe und ideen-
gewaltige Religionseinheit wird sie den unfruchtbaren
Zwiespalt der Konfessionen lösen, indem sie die rei-
chere, seelenhaftere Bildlehre des Katholizismus, der
stärkeren, ethischen Wortlehre des Protestantismus zu
neuer Lebensfruchtbarkeit verschmelzen wird. Die ein-
stige Gefahr der Bildlehre — der das zweite Gebot der
Bibel galt — besteht künftig nicht mehr: im primi-
tiven urischen Volksgrund zu Fetischismus auszuar-
ten. Auch hat sich das sittliche Ethos des Wortes
als unwirksam ‘erwiesen, wenn es nicht den Ile-
bendigen Seelengrund mit schöpferischer Urbildkraft
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