Das Ordnungsgesetz der Gegenwart zur Zeitverjüngung
das unser, wie allzeit der Gottmenschen und Gottvöl-
ker harrt. Um so heilloser aber ist auch jeglicher Haß,
dem wir heute noch Raum bei uns geben. Er ist nicht
nur für uns, mit dem Haß einer ganzen Welt Belade-
nen, eine abstoßende Torheit und Selbstentstellung;
er häuft zugleich auch die tötliche Summe des Haß-
krampfes, der dem unseligen Völkerleib der Gegenwart
zermürbt und verrenkt. Als Bruderhaß in unserer Mitte
verlängert er den Todeskampf der Stunde, den nur
die Seelenkraft schöpferischer Liebesgedanken löschen
kann. Ihr erster Keim regte sich, als die deutschen
Siegertruppen freiwillig seinem wildesten Kampffelde
den Rücken kehrten an der Westfront und damit der
Welt das Sühneopfer der Selbstentwaffnung boten zur
Beendigung des blutigsten Teiles der alten Haßfehden,
nachdem es ihnen gelungen war, vier Jahre lang den
Heimatboden vor dem entfesselten Wüten blinder, ro-
manischer Haßnatur und Racheinstinkte zu bewahren.
Damit war der erste Schritt zum sittlichen Weltsieg
der Zukunft getan. Wohl führte er den harten Pilatus-
weg zur Kreuzigung, doch ihr folgt ebenso gewiß die
Auferstehung und das künftige Völkerpfingsten, das
den neuen Liebesgeist in allen Zungen künden wird.
Haß lebt nur im morschen Bodensatz der Menschen-
und Völkernatur. Hier treibt er noch heute seine Wu-
cherungen, die sich in Hefe und Abschaum entladen.
Wo Haß sich aufwirft zum Richter und Rächer ver-
meintlicher Schuld, erschlägt seine blinde Faust siche-
rer tausend Schuldlose, ehe sie einen wirklich Schuldi-
gen unschädlich macht. Denn die wahrhaft Schuldigen
bergen sich mit dem größten Geschick im Kreise der
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